Wunderbare Gedanken zu Liebe, Leben, Tod und Trauer

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liesmal Avatar

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Millie Bird ist sieben Jahre alt und führt Buch über alle toten Dinge, die sie sieht. Es begann mit ihrem Hund Rambo, den sie tot am Straßenrand gefunden hatte. Aber auch andere Dinge schreibt Millie in ihr Buch, denn sie merkt, dass auch „Insekten und Orangen und Weihnachtsbäume und Häuser …“ um sie herum sterben. Mit den Erklärungen ihrer Eltern zu Fragen nach dem Tod ist Millie nicht ausreichend zufrieden und sie macht sich ihre ganz eigenen und besonderen Gedanken.
Das war meine Kurzfassung zur Leseprobe.
Millie führt weiter Buch und unter der Nummer 28 muss sie ihren geliebten Dad eintragen. Ihr Leben verändert sich komplett, als ihre Mutter sie in einem Kaufhaus bittet, auf sie zu warten. Doch Millies Mum kommt nicht zurück. Und Millie wartet. Sie setzt sich unter einen Kleiderständer voller Unterwäsche und wartet – und wartet… Am nächsten Tag lernt Millie den 87-jährigen Karl kennen. Karl nennt sich selbst „der Tasttipper“. Alles was er sagt und denkt, tippt er mit seinen Fingern – egal wohin. Er war von seinem Sohn in ein Altersheim gebracht worden. Doch dort hatte er es nicht ausgehalten, ist abgehauen und als erstes ins Kaufhaus gegangen. Hier lernt er Millie kennen. Voller Liebe denkt er immer noch an seine verstorbene Frau Evie.
Die Dritte im Bunde ist Agatha Pantha. Sie ist 82 und wohnt gegenüber von Millies Zuhause und hat nach dem Tod ihres Mannes das Haus nicht mehr verlassen. Sie sitzt nur noch versteckt hinter Gardinen am Fenster und beschimpft alle Leute die vorübergehen.
Diese drei Menschen mit ihren sonderbaren Eigenheiten machen sich auf den Weg um Millies Mutter zu finden und nach Hause zu bringen. Mit von der Partie ist noch Manni, eine Schaufensterpuppe, die Karl und Millie aus dem Kaufhaus mitgehen lassen haben.
Es gibt Bücher, die gebe ich nicht wieder weg. Eines davon ist dieses Buch.
Mit ganz viel Herz und Humor geht es um Verlust und Tod und Trauer, aber auch um das Leben und die Liebe. Es ist beeindruckend, welche Gedanken sich Millie Bird über alles Mögliche macht. Zum Beispiel bemerkt sie auf einem Friedhof, dass die Gräber durch Schilder in verschiedene Religionsgruppen eingeteilt werden, damit, so nimmt Millie an, die Himmel nicht verwechselt werden. Und sie fragt sich, ob sie wohl in denselben Himmel kommt wie ihr Dad – in welchem Himmel ist er eigentlich?
Doch bei allem, was sie tut, verliert sie nie ihr Ziel aus den Augen: ihre Mutter zu finden. Und sie vergisst niemals, überall wo sie ist, Zettel zu hinterlegen mit der Nachricht: ICH BIN HIER, MUM.
Das Buch enthält viele wunderbare Zitate. Besonders beeindruckt hat mich auch die Stelle, an der erzählt wird, wie Karl seiner Evie kurz vor ihrem Tod immer wieder auf ihren Oberschenkel "getippt" hat: "Ich bin hier, Evie." Obwohl Evie zu dem Zeitpunkt keine Reaktion mehr gezeigt hat, glaube ich doch, das sie gespürt hat, mit welcher Liebe Karl Abschied genommen hat.