Die Zeit fließt anders im Huldureich

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owenmeany Avatar

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Wer schon jemals diesen liebenswerten, zutraulichen Islandpferden in der freien Natur begegnen durfte, wird das als bleibenden Eindruck mit nach Hause nehmen. Dazu bietet das Land der Feen und Trolle genügend Stoff für ein ergreifendes Buch.

Über die grundlegende historische Situation habe ich mich vorzeiten in einem Dokumentarfilm informiert: deutsche Frauen wagten auf der Suche nach einer neuen Lebensperspektive in Island einen Neuanfang. Anschaulich lässt uns die Autorin durch die Augen einer Fünfzehnjährigen teilhaben an ihren Erlebnissen. Durchaus von den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs verschont geblieben, bietet Island als dünn besiedelte, agrarisch strukturierte und vor naturbedingten Herausforderungen stehende Nation wenig Komfort. Dabei hat mich aber dann doch die vielleicht nicht ganz angemessene Erwartungshaltung der Hauptperson ein bisschen irritiert. Dennoch – als Ausländerin der Sprache nicht mächtig nur mäßig freundlich aufgenommen zu werden und dann auch noch von der Mutter getrennt, das steckt man nicht so leicht weg, selbst wenn man als „Sehende“ Beziehungen aufnehmen kann zu Gestalten aus einer anderen Dimension.
Als Erla aus dem Leidensdruck heraus lernt, selbstbewusst ihre Rechte einzufordern, erweitert sich ihr Bewegungsspielraum. Sie ist in der Lage, in einer schwierigen Situation spontan medizinische Hilfe zu leisten, und intensiviert so ihren Kontakt zu einer Huldufamilie.

Nachdenkliche, geduldige Kinder können mit dieser anrührenden Geschichte sowohl zeitlich als auch geographisch ihren Horizont erweitern. Dass mich als Leser der allzu offene Schluss sozusagen zum Erwerb des zweiten Bandes zwingt, sehe ich als schwer akzeptablen verlegerischen Coup an.