Ein Nordsee-Krimi mit mäßiger Spannung und einer Menge Lokalkolorit!

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jasminh86 Avatar

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,,Nordwestnacht“ der Autorin Svea Jensen ist ein Kriminalroman, der am 22.03.22 im HarperCollins-Verlag erschienen ist. Dies ist der dritte Fall für die Soko St. Peter-Ording, der mir diesmal leider nicht so gut wie die Vorgänger gefallen hat. Das Cover passt hervorragend zu den anderen beiden Bänden, da es einen großen Wiedererkennungswert hat. Es strahlt eine düstere und beklemmende Atmosphäre aus, auf die ich mich sehr gefreut habe. Doch enttäuschenderweise habe ich hiervon während des Lesens nur unregelmäßig etwas gespürt, da sich für mich die Handlung zu oft in die Länge gezogen hat. Auch die privaten Probleme der Kommissare waren für meinen Geschmack teilweise etwas zu ausschweifend beschrieben. Dies hat den Spannungsbogen regelmäßig in den Ruhemodus versetzt, weshalb ich meistens nur schleppend mit dem Lesen des Buchs vorankam. Das Setting des Krimis wurde von der Autorin detailliert und bildlich beschrieben, die Nordseelandschaft in St. Peter-Ording konnte ich mir wirklich sehr gut vorstellen. Die Geschichte beinhaltet viel Lokalkolorit, was ich von den Vorgängerbänden schon kenne und mir auch diesmal erneut gut gefallen hat.

Obwohl ich auf diesen Band sehnsüchtig gewartet habe, konnte mich die Handlung im Ganzen nicht so richtig überzeugen. Der Kriminalfall ist spannend, keine Frage. Aber das drumherum war mir oftmals einfach zu viel. Wie erwähnt hat mir das Privatleben der Protagonisten Anna Wagner, Hendrik Norberg und Nils Scheffler zu viel Raum eingenommenen, sodass der spannende Fall in den Hintergrund gedrängt wurde. Es gab Abschnitte, die mich schon fast gelangweilt haben und ich gehofft habe, dass die Autorin endlich wieder zum eigentlichen Punkt kommt. Der Krimi kommt deshalb jedoch sehr authentisch und lebendig rüber, der Schreibstil ist wie gewohnt flüssig und bildlich. Auf der Suche nach dem Mörder und der verschwundenen Schauspielerin kommen ziemlich spät erst interessante Details ans Licht, die Ermittlungen laufen eher schleppend voran. Neugierige Nachbarn, die zu jeder Uhrzeit die Nachbarschaft im Auge haben, durften hier natürlich nicht fehlen.

Der Schauplatz Sankt Peter-Ording ist klasse gewählt und gibt dem Krimi das gewisse Etwas. Detailliert und schon fast malerisch erzeugt Svea Jensen klare Bilder während des Lesens, sodass ich neben dem Mord des Aufnahmeleiters und der Suche nach der Schauspielerin von tollem Nordsee-Feeling heimgesucht wurde. Dies ist deshalb ein waschechter Regionalkrimi. Trotzdem, bis zum Fund des Leiters hat es für meinen Geschmack etwas zu lange gedauert, auch ansonsten konnte ich keinen konstanten Spannungsbogen feststellen. Zum Ende hin wurde es schließlich besser und dann auch rasant, was mir bei fast 400 Seiten einfach zu lange gedauert hat. Das bin ich aus den Vorgängerbänden nämlich nicht gewohnt, so richtig warm wurde ich mit dem Buch deshalb leider nicht. Trotzdem ist der Fall komplex und bedauerlicherweise erst zu spät wendungsreich und spannend. Ich habe mich vorher oft gefragt, wie der Mord und das Verschwinden der jungen Frau zusammenhängen, denn an einen Zufall habe ich nicht geglaubt. Auch das Motiv des Täters hat mich lange Zeit beschäftigt und somit ständig rätseln lassen. Das plötzliche Verschwinden der Schauspielerin hat mich ebenfalls beschäftigt und ich habe mich öfter gefragt, ob sie vielleicht doch in einem anderen Licht steht als vermutet. Doch mit Geduld wurden all meine offenen Fragen beantwortet und jedes Puzzleteil hat seinen richtigen Platz gefunden. Der mysteriöse Täter war für mich bis zum Schluss nicht zu erahnen. Die Protagonisten sind gut ausgearbeitet und kommen mit ihren Ecken und Kanten authentisch zur Geltung: Anna Wagner, die frisch verliebt ist, Hendrik Norberg, dessen Gewissen hin und her schwankt und Nils Scheffler, der als Polizeiberater am Drehset mitmischt. Er hat sich in die verschwundene Schauspielerin verliebt, weshalb ihm ihre Suche doppelt am Herzen liegt. Er ist wie immer höchst motiviert und sympathisch, doch dieser Fall geht ihm besonders an die Nieren. Da er seine Gefühle nicht unterdrücken kann, kommt er immer wieder in verzwickte Situationen.

Auch wenn mich diese Geschichte diesmal nicht allzu sehr vom Hocker gehauen hat, werde ich den Folgeband aber auf jeden Fall lesen. Das Ende hat mich mit einem Cliffhanger überrascht, weshalb ich auf die Fortsetzung erneut gespannt bin. Dieser macht mich jetzt schon sehr neugierig und ich bin deshalb schon sehr gespannt. Geschmäcker sind verschieden, meiner war es hier diesmal nicht ganz. Deshalb gibt es von mir für ,,Nordwestnacht“ enttäuschenderweise nur drei Sterne.