Cold Case - Wiederaufnahme nicht gewünscht?

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Anna Wagner ist zurück in St. Peter-Ording, und zwar als Leiterin der neu gegründeten Vermisstenstelle. Dort nimmt sie sich zuerst einen Fall vor, der bereits 16 Jahre zurückliegt. Damals verschwand ein Schüler aus einer Jugendherberge spurlos. Es gab Verdächtige, Vermutungen auf Missbrauch und sogar einen Indizienprozess, der aber scheiterte. Als Anna anfängt mit ihren Recherchen, bemerkt sie eine deutliche Anfeindung. Es sieht so aus, als wolle man den Fall ruhen lassen, was den Ermittlern sehr merkwürdig vorkommt. Der ehemals Hauptverdächtige ist nach Jahren der Abwesenheit nach St. Peter-Ording zurückgekehrt, wird schikaniert und schließlich entführt. Wer steckt dahinter und warum?
Dies ist bereits der zweite Fall um die Ermittlerin Anna Wagner, ich habe den ersten Band bislang nicht gelesen, aber es ergaben sich für mich keine Wissenslücken, alles Wichtige wird rückblickend erwähnt.
Schnell nimmt der Krimi an Spannung zu, und diese Spannung hält bis zur Auflösung am Ende an, obwohl nicht wirklich viel passiert. Die Spannung entsteht durch die bedrückende Atmosphäre und durch die intensiven Recherchen, die so einige neue Informationen zu Tage fördern. Nach und nach erschließen sich dem Leser so Details aus der Vergangenheit, die bei den damaligen Ermittlungen nicht bekannt waren.
Der flüssige und unkomplizierte Schreibstil sowie das sympathische Ermittlungsteam sorgen für beste Krimi-Unterhaltung. Am Anfang habe ich die vielen norddeutschen Namen nicht auseinanderhalten können, da wäre ein Namensregister sinnvoll gewesen. Die verschiedenen Charaktere sind sehr authentisch und lebensnah dargestellt, keine Übertreibungen oder unglaubwürdige Aktionen. Man kann sich gut in die Gefühlswelt der Hauptfiguren hineinversetzen. Dazu kommt noch das Lokalkolorit dieses schönen Ortes an der Nordsee, was sich schon im gut gewählten Cover ausdrückt. Da ich schon mehr als einmal dort war, fühlte ich mich in Gedanken dorthin versetzt.
Der Fall ist logisch konstruiert, genau wie seine Auflösung, kein Handlungsfaden bleibt offen. Mein einziger Kritikpunkt sind die Wiederholungen, manche Fakten oder Gedankengänge werden mehr als einmal wiederholt, was sich sicherlich umgehen lässt.
Alles in allem habe ich mich aber sehr gut unterhalten gefühlt und kann das Buch wärmstens empfehlen.