Eine herzerwärmende Biographie

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easymarkt3 Avatar

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Das Cover könnte sehr gut für eine Werbekampagne der Tourismusbranche über Sizilien um 1940 herhalten, passend zum nostalgischen Buchinhalt. Dieser Familienroman spielt sich zwischen Berlin und Sizilien ab, abwechselnd in Rückblenden erzählt, mal aus der Sicht von Vater Giovanni Di Stefano, Gianni, dem Pizzakönig, ab 1949, mal von Tochter Tita erzählt ab 1973. Ein Anruf des Notars aus Marina di Ragusa macht im Jahre 2004 die Regelung der Erbschaftsangelegenheit um Magni, einem bäuerlichen Anwesen, zum zentralen Ausgangspunkt des Romans. Erinnerungen und Aufzeichnungen der Familie Di Stefano über dieses Landgut Magnì zwischen Ragusa und dem ehemaligen Fischerort Mazzarelli spiegeln ein warmherziges, wenn auch finanziell karges, arbeitsames Familienleben wieder. Die Biografie des italienischen Gastarbeiters Gianni betont die enge Bindung zur sizilianischen Familie, zu seiner über alles geliebten Heimat trotz seines familiären und beruflichen Erfolges in Deutschland. Seine Zerrissenheit in diesen zwei Welten kommt neben dem historischen Zeitgeschehen, sizilianischer Kulturgeschichte mit Sagen, Märchen, Aberglauben und Geschichten dieser Insel nicht zu kurz. Diese Liebeserklärung an ihren Vater, der in Deutschland die Tiefkühlpizza erfand, überzeugt durch einfühlsam beschriebene Emotionen zwischen Heimweh, Melancholie und Trauer. Die Angaben zu seinem liebenswürdigen Charakter überstrahlen die negativen Fakten wie die Cosa Nostra, dysfunktionale Bürokratie, Müllchaos, Arbeitslosigkeit und Brände Siziliens. Aber auch die Repressalien, die Distanz und Ablehnung der deutschen Bevölkerung, ihre Essgewohnheiten aus der Sicht der Gastarbeiter kommen zur Sprache. Insgesamt ein interessantes Spiegelbild eines Gastarbeiters und seinem familiären Umfeld in zwei sehr verschiedenen Welten.