Is this my business?

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
siriamaria Avatar

Von

Verena Bogner, Jahrgang 1992 beschreibt sich in ihrer Blase als privilegierte Cis-Frau und Millennial in der Medienbranche. Salopp ausgedrückt gehört sie zur Generation „Praktikum“. Mich interessiert ihr spezifischer Blick und die Selbstreflektion dieser jungen Frau und was sich seither so im Arbeitsleben verändert hat.

Ihr Schreibstil ist sehr flüssig, sie hat gut recherchiert: In jungen Jahren powern, die Motivation kommt aus der Popkultur - und um die 40er Jahre zeigen sich die Schattenseiten in Form von Burnout und the Great Resignation. Alles gut belegt mit Untersuchungen von renommierten Sozialwissenschaftler*innen.

Wege aus dieser ungerechten, kaltherzigen und toxischen Arbeitswelt, in der es für Frauen immer noch Benachteiligungen im Vergleich zu den Männern in der Lohntüte, unbezahlte Überstunden und eine gläserne Decke gibt, zeigt sie im Sinne von Erich Fromms Buch auf: „Wege aus der kranken Gesellschaft“ auf: Es führen auch Wege zur Genesung, die Fromm in seinen Vorschlägen für wirtschaftliche, politische und kulturelle Neugestaltung konkretisiert, indem sich jede/r Einzelne reflektiert. Das Positive an diesem Buch ist nicht das Rezept für die allgemeingültige Lösung für alle, sondern ein Hinterfragen jedes Individuums: tut mir die Hustle Culture gut, der Lifestyle Feminismus, die Pop Songs, die zur Leistung anpowern. Sie klagt auch die Starre der Älteren an, die so unflexibel seien, doch warum sollten die sich ändern, wenn sie das Gefühl haben angekommen zu sein in einem System, das für sie funktioniert und sie sich einen gewissen Wohlstand aufgebaut haben? Es gab und wird immer wieder Menschen geben, die an die Grenzen des Systems gehen und die Veränderungen für sich durchsetzen, die für sie individuell angemessen sind. Verena Bogner ist ausgestiegen und arbeitet jetzt als freie Schriftstellerin, ihre Mutter hat sie dabei unterstützt, und sie steht für ihre Werte ein. Nicht jede*r kann sich das leisten, aber niemand muss sich selbst bis zur Erschöpfungsdepression ausbeuten. Fazit: lesenswert, wenn erste Anzeichen auftreten, dass die erwünschte Karriere doch nicht so gut läuft und mensch sich ausgebrannt fühlt.