Lehrreich und amüsant

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heike lohr Avatar

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Verena Bogner bringt mit journalistem Spürsinn, feiner Ironie, offener Bekenntnisfreudigkeit und scharfsinniger Film- sowie Memeanalyse ein Bild des überforderten (weiblichen) Individuums, das zwar zu Empowerment ermutigt wird, nicht aber zu Solidarität.
Strukturelle Ungerechtigkeiten in einer noch immer patriarchal denkenden Welt bringt sie auf den Punkt. Dabei vergisst sie nicht einzugestehen, dass sie selbst auf diese Sprüche und Memes hereingefallen ist. Doch aus Schaden wird man klug.
Sehr komprimiert hat sie in ihr schwungvolles Essay (?) - ja so wirkt dieses knapp und komprimiert geschriebene Buch - so viel Information gepackt, dass ich nach einer Woche noch immer wieder nachlese. Ich habe anscheinend einiges überlesen bzw. noch nicht geistig verdaut.
Wissenschaftliche Expertise spricht auch aus ihren Analysen und Schlussfolgerungen, denn sie zitiert auch die Gallup Studie, was Gender Pay Gap und Frauen in Führungspositionen betrifft.
Miranda aus "Der Teufel trägt Prada" mit ihrem Führungsstil wird als Frau, die wie ein alter Mann agiert beschrieben, weil sie ihre Mitarbeiterinnen, besonders ihre Assistentinnen sehr schlecht behandelt und demütigt, wo es nur geht. Dass sie schließlich ihrer Assistentin doch ein gutes Arbeitszeugnis ausstellt und eine Empfehlung abgibt, haben die Zuseherinnen nicht erwartet. Also doch ein Happy End, doch kein gutes Beispiel für gelebten Feminismus, besser gesagt für Feminismus, wie er sein sollte.
Elle Woods aus "Natürlich blond" beweist mehr Solidarität und bleibt bei ihrem Modegeschmack und ihren Schönheitsidelen. Pink als Lieblingsfarbe erweckt nicht immer den Eindruck der Seriosität. Doch gleichzeitig hat sie einen scharfen Verstand und Durchsetzungsvermögen, so dass sie eine brilliante Anwälting wird.
So viele musikalische Beispiele von Cher und Beyonce, dass mir dazu die Worte fehlen. Besonders gefällt mir die Erklärung, dass Empowerment Selbstfürsorge ist und durch diese können wir einiges erreichen, zumindest, was unsere seelische und mentale Gesundheit betrifft. Doch Schönheitspflege und Wellnessurlaube sind nicht das Einzige, was es gibt. Diese scharfe Kritik bringt Verena Bogner berechtigt an.
Kurzum flüssig und amüsant geschrieben mit einer Expertise, die mich mehr als einmal verblüfft, ist das Buch ein gutes Vademecum für den Alltag, um ihn heil zu überstehen. Auch wenn ich mich jetzt ermutigt fühle, sehe ich die Schwierigkeiten der strukturellen Ungerechtigkeit umso deutlicher. Doch die vielen kleinen gemeinsamen Verbündungen bringen. Absolut lebenswert