Völlig unrealistische Handlung und Zerrbild der Hollywood-Glitzerwelt

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kleinervampir Avatar

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Buchinhalt:

USA, 1950: die junge, mittellose Engländerin Margaret ergaunert sich unverfroren den Trip über den Großen Teich nach Hollywood, wo sie sich ihren Traum, Maskenbildnerin zu werden verwirklichen möchte. Bedauerlicherweise hat sie keinerlei Ausbildung, ihre Kenntnisse stützen sich lediglich auf die Kosmetikabteilung von Woolworth – das wenige, was sie weiß, hat sie sich selbst beigebracht. Ihr Ziel: Assistentin des berühmten Visagisten Pétras, der Ikone in Hollywood für alle Filmstars....


Persönlicher Eindruck:

In ihrem Roman Not your Darling setzt Autorin Blake eine Vom-Tellerwäscher-zum-Millionär-Story an, die eine mittellose, 21-jährige nach Hollywood verschlägt. Wir schreiben 1950, die große Zeit des Filmtheaters hat begonnen und Filmgrößen wie Grace Kelly, Clark Gable und Katherine Hepburn wollen geschminkt werden – und genau das ist Margarets Plan. Sie nennt sich fortan Loretta (unter diesem Namen hat sie sich die Reise in die USA erschwindelt) und versucht, in den Hollywood-Studios Fuß zu fassen.

Von außen betrachtet erscheint die Geschichte wie ein spannender historischer Roman um eine starke Frau, die sich in einer männerdominierten Welt behauptet. Doch schon bald sieht sich der Leser gefangen in einem Zerrbild Hollywoods, das das ganze System als verderbt und kriminell beschreibt, voller Alkohol, Drogen und sexuellem Missbrauch. Ich bin überzeugt: auch dieses hat es gegeben und gibt es bis heute, allerdings bin ich ebenso überzeugt davon, dass es eine ganze Reihe integrer Schauspieler gab, die zeitlebens weder Skandale noch Affären hatten. Und genau hier setzt meine Kritik an.

Blake zeichnet ihr Bild vom Hollywood der 50er Jahre mehr als verzerrt und unrealistisch. Hauptfigur Loretta ist ein wahres Stehaufmännchen, die nimmt, was sie bekommt – auch mittels Bettgeschichten. Und das Hochschlafen scheint in Blakes Version Alltag zu sein: wer weiterkommen will, muss sich auf den Rücken legen. Dazu passt dann aber nicht, dass Loretta rumjammert, als sie auf einer Sex-Party beinahe vergewaltigt wird. Schließlich war sie freiwillig dort und machte für mich den Eindruck, als gehöre Beischlaf für sie hie und da mit zum beruflichen Aufstieg.

Loretta als Hauptfigur selbst ist eine Mischung aus naivem Dummchen aus einem englischen Dorf und autodidaktem Tausendsassa, die es den Hollywoodgrößen reihenweise zeigt. Sorry, aber das ist für mich nicht realistisch – auch in Hollywood gilt, was anderswo gilt: wer nichts gelernt hat, kommt beruflich auch nicht weiter.

Die Nebenfiguren bleiben allesamt blass und nichtssagend, einzig die Prostituierte und Freundin von Loretta, Primrose, hat Profil und einen eigenen Charakter. Schade, dass Blake zum Schluss hin diese Figur einfach in der Versenkung verschwinden und ohne irgend eine inhaltliche Auflösung desselben nicht mehr auftauchen lässt.

Loretta benutzt die Menschen, will selbst aber nicht benutzt werden. Sie wurde mir im Verlauf der Geschichte immer unsympathischer, auch durch ihr gänzliches Fehlen von Moral und Anstand.

Insgesamt gibt es nur einen positiven Aspekt: der Schreibstil ist leicht und angenehm, das Buch lässt sich gut weg lesen. Ansonsten ist die Welt der Loretta Darling ein Sündenpfuhl wie Sodom und Gomorrha und ob das mit dem realistischen Hollywood in seiner Gänze viel zu tun hat, wage ich zu bezweifeln.

Wirklich empfehlen mag ich die Geschichte nicht, denn für die dünne Handlung als Ganzes wären 400 Seiten eigentlich nicht nötig gewesen.