Die Augen des Fuchses

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bookdevourer Avatar

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*4,25 Sterne
Nicht nur der schöne Cover, der in seiner gespannten Ruhe auch mysteriös anmutet, hat mich gleich zu dem Buch gezogen. Ich hatte seit der englischen Veröffentlichung des Romans nämlich auch schon viel Gutes davon gehört.
Das großartige Konzept wird auch sehr gut umgesetzt: die Frauen, welche über Umwege auch zu Opfern oder Überlebenden werden, sind in den Vordergrund gerückt. Von anderen Büchern unterscheidet sich "Notizen zu einer Hinrichtung" außerdem darin, dass es nicht bei den Grausamkeiten verweilt. Es gibt keine Details, die zu einer Ausbeutung der Opfer führen könnte. Gleichzeitig wird der Täter, indem den Lesern Einblicke gewährt werden, die in anderen Aufarbeitungen der Serienmörder-Thematik oft verwehrt oder sensationalisiert werden, humanisiert, ohne jedoch von seinen schrecklichen Taten abzulenken oder diese abzuschwächen. Es wird ein Täter gezeigt, der über sein Verhältnis zur Welt nachdenkt.
Dies trifft auch auf alle anderen Charaktere zu, welche durchweg mehrdimensional und zutiefst menschlich sind. Ihren interessanten, subjektiven Zugängen kommt man während des Lesens sehr nahe. Vor allem gegen Ende werden diese merklich herausskizziert, was, obwohl etwas unerwartet, sich überraschend gut in das Gesamtkonstrukt einfügt.
Das Buch ist zudem durchweg gut geschrieben und von teils wirklich schönen Formulierungen durchzogen. Allerdings muss ich für die deutsche Übersetzung anmerken, dass sich wohl einige kleine editoriale Fehler eingeschlichen haben.
Insgesamt hätte ich noch ein klein bisschen mehr eingeflochtene Sozialkritik erwartet oder einen etwas tiefgründigeren Zugang, obwohl dieser mit anderer Fokuslegung meine Erwartungen eigentlich sogar übertroffen hat.
Nichtsdestotrotz ist der Roman wirklich sehr lesenswert, egal ob man sich für Krimis oder für literarische Fiktion interessiert, und regt mit Sicherheit zu persönlichen Reflexionen an.