Ein Wettlauf mit der Zeit

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ellinorliest Avatar

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Ich finde es immer wieder spannend, wenn ich zufällig kurz hintereinander Bücher lese, die sich thematisch ähneln. Im April war dies sehr stark der Fall. Im letzten Buch, das ich euch heute vorstelle, ist das Grauen noch einmal deutlich größer als in den anderen Büchern. Besonders interessant ist auch der Vergleich mit Geordnete Verhältnisse, welches ich unmittelbar zuvor gelesen habe. Auch wenn sich beide vom Aufbau her unterscheiden, habe sie doch etwas sehr eindeutiges gemeinsam: ein männlicher Täter, aus dessen Sicht Teile der Geschichte erzählt werden und der sich selbst der Schwere seiner Taten nicht bewusst ist, sich sogar als Opfer darstellt. Und im Gegensatz dazu die weibliche Perspektive, die alles in einem ganz anderen Licht erscheinen lässt.
Notizen zu einer Hinrichtung ist ein wahnsinnig spannender Thriller. Das besondere ist, dass wir von Beginn an den Täter kennen, aber erst nach und nach erfahren, wer die Opfer sind. So zittern wir bei jeder weiblichen Stimme mit, ob sie vielleicht die nächste ist oder ihm noch einmal entkommen konnte. Wir begegnen zunächst Ansel Packer, der noch zwölf Stunden bis zu seiner Hinrichtung hat. Auch in diesen letzten Stunden hofft er noch auf einen Freispruch. Er fühlt seinen Wärtern, insbesondere einer Wärterin, geistig überlegen. Im Laufe der Geschichte wird erkennbar, dass er bereits sein ganzes Leben eine ähnliche Einstellung hatte, insbesondere gegenüber Frauen. Dies gipfelte schließlich in mehreren Morden.
Dem gegenüber stehen unter anderen die Ermittlungsarbeiten der Polizistin Saffy, die Ansel schon in ihrer Jugend kannte und jahrelang versucht, ihn zu überführen.
Ich bin nur so durch die Seiten geflogen und habe mitgefiebert. Das Buch ist nichts für schwache Nerven.
Nebenbei stellt es auch die Frage nach der Sinnhaftigkeit der Todesstrafe. Sieht man einmal von allen Argumenten der Unmenschlichkeit einer Hinrichtung ab, kommt noch hinzu, dass sie einen Täter und damit den ganzen Fall noch einmal in die Öffentlichkeit bringt, mit all dem Leid für die Angehörigen. Bei einer lebenslangen Freiheitsstrafe geschieht dies nicht.