Lebensentscheidungen

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dajobama Avatar

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Notizen zu einer Hinrichtung – Danya Kukafka
Welche Auswirkungen können die eigenen Lebensentscheidungen auf andere Menschen und deren Leben haben – noch Jahrzehnte später? Eine möglicherweise etwas abstrakte Fragestellung. Jedoch nicht mehr nach der Lektüre dieses Romans. Denn es geht hier nicht nur um die nahende Hinrichtung des Serienmörders Ansel, sondern mindestens ebenso um seine Mutter Lavender, die sein Leben maßgeblich beeinflusst hat und um mehrere andere Frauen, deren Leben wiederum Ansel beeinflusst oder gar beendet hat. Ansel ist weniger Hauptfigur, denn vielmehr tragisches verbindendes Element.
Dies ist ein wahnsinnig beeindruckender Roman, der mich die letzten Tage stark beschäftigt hat. Danya Kukafka hat einen fantastischen Schreibstil. So klar und pointiert erzählt sie diese Geschichte und blättert nach und nach ein ganzes Leben auf. Da steckt soviel Empathie für alle Figuren drin – ja auch für Ansel, den Mörder, ohne jemals kitschig zu werden. Man kommt diesen zu allermeist sozial schwachen, sich ohnehin am Rande der Gesellschaft bewegenden Menschen fast unerträglich nah. Die Einen schaffen es, ihrer Herkunft zu entfliehen, Andere nicht. Obwohl so klar ist, dass Ansel zu Recht verurteilt wurde und hingerichtet wird (wobei die Todesstrafe an sich durchaus kritisch beurteilt wird), weckt seine traumatische Kindheit einfach nur Mitleid. Auch wenn sich das angesichts seiner Taten immer wieder relativiert. Wirklich ein schwieriges Thema.
Ein extrem berührendes und beklemmendes Werk, vielschichtig und tiefgründig. Ich bin sehr beeindruckt von der Geschichte und von dem wunderbaren Erzählstil.
5 Sterne – ein Highlight!