Nüchterner Schreibstil!

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igela Avatar

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Häftling 999631 im Todestrakt der Polunski Unit: Ansel Packer wartet auf seine Hinrichtung, die in 12 Stunden erfolgen soll.

Der Mann, der drei Frauen ermordet hat, hofft auf Begnadigung in letzter Minute und schiebt einer Gefängnisaufseherin, die in ihn verliebt ist, seine Memoiren zu. Diese hat er Seite für Seite im Gefängnis geschrieben. Nun hofft er um Verständnis und Gnade.


Die Autorin hat eine seltene Form der Erzählung gewählt. In einem Strang steht der Serienmörder Ansel Packer, der im Gefängnis auf seine Hinrichtung wartet, im Mittelpunkt. Diese Passagen sind in Du Form geschrieben und diese wirken so, als ob jemand ständig mit dem inhaftierten Anselm spricht.

Nach und nach wird das Wesen und der Charakter des dreifachen Mörders klar. Er ist sensibel, liebt klassische Musik und ist sehr manipulativ. Er weiss genau, wie er Frauen herumkriegt und welche Miene und Reaktion wann welches Ergebnis erzielt. Was er auch im Gefängnis ausnutzt bei der in ihn verliebten Gefängnisaufseherin. Anselm wird verlegt in "das Haus des Todes" und die beschriebenen letzten drei Stunden in der Todeszelle gingen mir unter die Haut. Die unheimliche Atmosphäre, die Verzweiflung und die Angst kamen gut rüber. Eng an die Klischees " lieblose Kindheit" gepaart mit "traumatischer Erfahrung" ist die Figur des Serienmörders charakterisiert.

In einem weiteren Strang kommt die zuständige Ermittlerin Saffy, die auch eine Jugendfreundin (Achtung Zufall und persönliche Verstrickung) des Täter ist, zum Zug. Hier wird man in die Ermittlungen katapultiert, die später zur Verhaftung von Ansel Packer führen. Da man den Täter seit Buchbeginn kennt, ist das nicht sonderlich spannend. Zudem gibt es hier unrealistische Tatsachen, wie ein Ring, der den Täter überführt und den eine Krankenschwester trägt. Im Dienst! Ein grosser und auffallender Klunker am Finger einer Krankenschwester!

Weitere Stränge schieben Ansels Mutter Lavender und Hazel, eine weitere Schlüsselfigur, ins Zentrum. Gerade ihre Sicht auf das Geschehen lassen noch einmal einen anderen Blickwinkel auf den Täter zu.

Der nüchterne, emotionslose Schreibstil, an den ich mich gewöhnen musste, eignet sich gut für diese Art der Erzählung. Denn all das Grauen, die kranke Denkweise und Art des Täters, sowie die Tatsache, dass er kurz vor der Todesstrafe steht, wird dadurch gemildert. Mit einem gefühlsbetonteren Schreibstil wäre diese Art der Erzählung wohl nicht zu ertragen gewesen.