Psychoanalyse eines Mörders und seines Umfeldes

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jens1991 Avatar

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Ansel Packer sitzt im Gefängnis und soll in 12 Stunden hingerichtet werden. Er ist ein Serienmörder und hat insgesamt vier Menschen auf dem Gewissen. Eigentlich ist er eher uneinsichtig, hält sich für ein Genie und unverstanden. Ausgehend vom Todestrakt beginnt er sein Leben zu reflektieren. Doch dies ist nicht seine Geschichte, sondern die Geschichte seiner Opfer und der Frauen, die er zurücklassen wird.

Mit "Notizen zu einer Hinrichtung" hat die amerikanische Autorin Danya Kukafka einen vielschichtigen und komplexen Roman rund um einen Serienmörder und seine Opfer geschrieben. Mit einer fesselnden sprachlichen Distanz entfaltet sich die beklemmende Psychoanalyse eines Mörders und seines Umfeldes. Dabei legt Kukafka aber einen starken Fokus auf die Opfer und die Frauen, die Ansel Packer mit seinen Taten nachhaltig erschüttert hat. Die Autorin hält unserer Gesellschaft damit den Spiegel vor. Denn die Opfer von Straftaten verblassen häufig hinter der Tat und der Persönlichkeit des Täters. Während Mordopfer langfristig vergessen werden, erlangen ihre Mörder in der Popkultur Unsterblichkeit. Beispiele gibt es hierfür zuhauf. Gleichzeitig untersucht Kukafka in fast schon philosophischen Sequenzen die Ursprünge des Bösen. Die deutsche Übersetzung durch Andrea O'Brien ist trotz der sprachlichen Komplexität großartig gelungen. Insgesamt ist "Notizen zu einer Hinrichtung" ein unheimlich kluger und gleichzeitig erschütternder Roman. Ein Buch, das zum Nachdenken anregen und Opfern eine Stimme geben will.