Authentisch, feinfühlig und unaufgeregt

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lamanü Avatar

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Konrad trauert um seinen Mann, mit dem er einen Grossteil der letzten Jahre in ihrem gemeinsamen Haus auf Sizilien verbracht hat. Mit Adrianos Asche im Gepäck nimmt er die letzte gemeinsame Reise nach Noto in Angriff. Begleitet und unterstützt von seiner Freundin Jenny und Adrianos Mitbewohner Santi, durchlebt Konrad die Höhen und Tiefen seiner Trauerphase, aber auch jene der italienischen Insel im Mittelmeer.

Adriano Sacks Geschichte über Konrads Trauer-Reise nach Sizilien bietet einige schöne, spannende und lustige Lesestunden. Der Autor schafft ein Setting, das sich authentisch und menschlich präsentiert: keine Überzeichnungen, keine überschwänglichen, emotionalen Ausbrüche und nichts, was für die Trauerphase eines durchschnittlichen Menschen ungewöhnlich wäre.

Das mag auf den ersten Blick langweilig anmuten, jedoch ist das Gegenteil der Fall. Der Autor schaffte es, das Publikum auf Konrads und Adrianos letzten gemeinsamen Reise ganz nahe kommen zu lassen. Mit den eingebauten Perspektivenwechseln, die Adriano eine Stimme verleihen und die im Verlauf der Geschichte immer weniger werden, nimmt man als Leser:in ganz aktiv an Konrads Verarbeitung teil und gewinnt mit dem Protagonisten und mit jedem Kapitel ein bisschen mehr Abstand zur ursprünglichen Traurigkeit und taucht in die Schönheit und in die Abgründe Siziliens ein.

Vom Stil her klar und unaufgeregt und mit einer Geschichte, wie sie das Leben wirklich schreiben könnte, bietet «Noto» ein Leseerlebnis erster Güte. Meinerseits eine dringende Leseempfehlung für alle, die in der Stimmung für ein leises Buch sind, welches ein breites Gefühlsspektrum abzudecken vermag während des Lesens.