Ein besonderer Blick auf Sizilien

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caro la Avatar

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Bei dem Buch mit dem sehr kurzen Titel „Noto“, mit dem ich zunächst nichts anfangen konnte, später dann gelernt habe, dass es der Name einer sizilianischen Stadt ist, kommt mit seinen warmen Farben und den Palmen auf dem Titel gleich beim ersten Blick darauf ein Gefühl von Süden und Wärme und vielleicht sogar Urlaub auf. So beginnt die Geschichte dann auch auf einer Fähre nach Sizilien. Konrad (oder auch Corrado) befindet sich mit seinem Hund Jack auf einer Autofähre und man erfährt schnell, dass es keine einfache Urlaubsreise ist, denn Konrad trauert um seinen verstorbenen Mann Adriano, dessen Asche er in Teilen in einer Rasierseifendose dabei hat. Ebendieser Adriano spricht dann in bestimmten Situationen auch zu Konrad. Mich hat es maximal irritiert, dass der Autor Adriano Sack einer verstorbenen (Haupt-)Figur seinen Namen gibt und ihn dann aus dem „Off“ sprechen lässt. Schnell begreift man aber, dass das Sprechen aus dem „Off“ die Trauerbewältigung ist und Konrad sich seinen Mann in den Situationen vorstellt und seine Reaktion dazu. Warum der Verstorbene aber Adriano heißen musste, bleibt für mich offen. Konrad ist von Berlin nach Sizilien gekommen, um zwei Aufgaben zu erledigen: für die Asche seines Partners den richtigen Ort und für das gemeinsame Häuschen in der Nähe von Noto den richtigen Käufer zu finden. Beides ist nicht leicht, weil natürlich sehr emotional. Aber Konrad hat Freunde, die ihn helfen und begleiten, allerdings auch selbst Probleme zu lösen haben. Das Buch ist eine wunderbare Sizilienreise, gefüllt mit schönen Beschreibungen der Landschaften und Orte, ein queerer Roman mit einer Fülle von teilweise verrückten Personen, die alle ihre kleinen Geschichten mit einbringen, eine einfühlsame Trauerbewältigung und eine große Liebeserklärung sowohl an Sizilien als auch an den verstorbenen „Adriano“. Mir hat das Buch gut gefallen, ich habe das mir unbekannte Sizilien kennengelernt und fand Konrad doch sehr sympathisch. Vielleicht hätte es die Menge an „Nebendarstellern“ und die vielen Geschichten darum nicht gebraucht, mich haben sie manchmal etwas ratlos zurückgelassen.