Mixed feelings mit Kate Nash Soundtrack
Titel: Nowhere Heart Land
Autor:in: Emily Marie Lara
Genre: zeitgenössische Literatur
Verlag: Pola
Reihe: Einzelband
„Nowhere Heart Land“ von Emily Marie Lara ist ein bedrückendes Debüt, das existenzielle Fragen stellt. Bei diesem Buch ist mir die Entscheidung bei der Sterne-Vergabe schwer gefallen. Wie bewertet man ein Buch, dessen Protagonistin man selbst sein könnte? Ich war sehr neugierig auf „Nowhere Heart Land“, da ich in der Hauptfigur Rosa so viel von mir selbst sehe. Ich bin im selben Alter, bin mit den selben Songs aufgewachsen. Ich war ebenfalls auf einer Klosterschule und habe Latein und Altgriechisch gelernt. Selbst die Abbildung auf dem Cover sieht mir ähnlich?! Die Referenzen zu Songtexten und das willkürliche switchen von deutsch zu englisch, Latein und Altgriechisch stelle ich mir für viele Leser:innen verwirrend vor, mich hat es aber nur noch mehr abgeholt. Ich habe die Textpassagen verstanden und mich dadurch verstanden gefühlt. Rosa gets it.
Cover: Das Cover und die Klappentexte finde ich sehr ansprechend gestaltet, wie eigentlich alle Werke, die im Pola Verlag erscheinen. Pola trifft hier mal wieder direkt auf den Nerv der twenty-thirty-somethings. Sehr gelungen.
Inhalt: In dieser Erzählung passiert nicht viel, aber genau dieser Stillstand ist das Thema. Rosa befindet sich an einem Wendepunkt in ihrem Leben. Sie kann nicht in ihren alten Job zurück und weiß nicht, wohin sie als Nächstes gehen soll. Überfordert von ihrer Situation flüchtet sie sich in Nostalgie und Melancholie, mit einer guten Prise Selbstmitleid. Alles immernoch besser als die harsh reality. Sie ist fixiert auf den Verlust ihrer ehemaligen, inzwischen abgerissenen Schule, die für Rosa symbolisch für die vielen Verluste in ihrem Leben steht - der frühe Tod ihrer Mutter, kein Kontakt zu ihrem Vater, zerbrochene Freundschaften. In den Trümmern des Nützenberg Internats sucht sie nach den Trümmern ihrer eigenen, heilen Welt.
Der Schreibstil von Emily Marie Lara ist bewusst sprunghaft, verwirrend, oft bedrückend und dabei stets poetisch. Einige Textpassagen könnten direkt als Poetry Slam vorgetragen werden. Für mich war dies kein leichtes Wohlfühl-Buch, ich musste es in mehreren Etappen lesen, immer wieder Pausen machen und mich im Mittelteil etwas zum Durchhalten zwingen. Therapeutisch habe ich mit Rosa ihre und auch meine Vergangenheit aufgearbeitet.
Charaktere: Rosa fällt in die Kategorie ‚weird girl fiction‘. Ich bin eine Freundin von unbequemen FMC‘s, die anecken und sich nicht an die Regeln halten. Trotzdem fand ich ihr Verhalten zu destruktiv sich selbst und anderen gegenüber und teilweise schwer nachvollziehbar. Rosas grenzüberschreitendes Verhalten ihrer besten Freundin Leni gegenüber fand ich zudem sehr problematisch und unreflektiert. Ich habe das ganze Buch über geschwankt, ob ich Rosa lieber ‚get a grip!‘ entgegenschreien oder sie in den Arm nehmen möchte. Vermutlich beides.
Tropes: contemporary literature, weird girl fiction
Fazit: Auch wenn es kein einfaches Buch ist, bin ich froh, Rosas Geschichte gelesen zu haben. Ich würde „Nowhere Heart Land“ nicht uneingeschränkt empfehlen. Aber wenn ihr euch auch gerade in einer Krise befindet oder an einem Wendepunkt steht, könnt ihr in Rosa eine gute Freundin finden.
Autor:in: Emily Marie Lara
Genre: zeitgenössische Literatur
Verlag: Pola
Reihe: Einzelband
„Nowhere Heart Land“ von Emily Marie Lara ist ein bedrückendes Debüt, das existenzielle Fragen stellt. Bei diesem Buch ist mir die Entscheidung bei der Sterne-Vergabe schwer gefallen. Wie bewertet man ein Buch, dessen Protagonistin man selbst sein könnte? Ich war sehr neugierig auf „Nowhere Heart Land“, da ich in der Hauptfigur Rosa so viel von mir selbst sehe. Ich bin im selben Alter, bin mit den selben Songs aufgewachsen. Ich war ebenfalls auf einer Klosterschule und habe Latein und Altgriechisch gelernt. Selbst die Abbildung auf dem Cover sieht mir ähnlich?! Die Referenzen zu Songtexten und das willkürliche switchen von deutsch zu englisch, Latein und Altgriechisch stelle ich mir für viele Leser:innen verwirrend vor, mich hat es aber nur noch mehr abgeholt. Ich habe die Textpassagen verstanden und mich dadurch verstanden gefühlt. Rosa gets it.
Cover: Das Cover und die Klappentexte finde ich sehr ansprechend gestaltet, wie eigentlich alle Werke, die im Pola Verlag erscheinen. Pola trifft hier mal wieder direkt auf den Nerv der twenty-thirty-somethings. Sehr gelungen.
Inhalt: In dieser Erzählung passiert nicht viel, aber genau dieser Stillstand ist das Thema. Rosa befindet sich an einem Wendepunkt in ihrem Leben. Sie kann nicht in ihren alten Job zurück und weiß nicht, wohin sie als Nächstes gehen soll. Überfordert von ihrer Situation flüchtet sie sich in Nostalgie und Melancholie, mit einer guten Prise Selbstmitleid. Alles immernoch besser als die harsh reality. Sie ist fixiert auf den Verlust ihrer ehemaligen, inzwischen abgerissenen Schule, die für Rosa symbolisch für die vielen Verluste in ihrem Leben steht - der frühe Tod ihrer Mutter, kein Kontakt zu ihrem Vater, zerbrochene Freundschaften. In den Trümmern des Nützenberg Internats sucht sie nach den Trümmern ihrer eigenen, heilen Welt.
Der Schreibstil von Emily Marie Lara ist bewusst sprunghaft, verwirrend, oft bedrückend und dabei stets poetisch. Einige Textpassagen könnten direkt als Poetry Slam vorgetragen werden. Für mich war dies kein leichtes Wohlfühl-Buch, ich musste es in mehreren Etappen lesen, immer wieder Pausen machen und mich im Mittelteil etwas zum Durchhalten zwingen. Therapeutisch habe ich mit Rosa ihre und auch meine Vergangenheit aufgearbeitet.
Charaktere: Rosa fällt in die Kategorie ‚weird girl fiction‘. Ich bin eine Freundin von unbequemen FMC‘s, die anecken und sich nicht an die Regeln halten. Trotzdem fand ich ihr Verhalten zu destruktiv sich selbst und anderen gegenüber und teilweise schwer nachvollziehbar. Rosas grenzüberschreitendes Verhalten ihrer besten Freundin Leni gegenüber fand ich zudem sehr problematisch und unreflektiert. Ich habe das ganze Buch über geschwankt, ob ich Rosa lieber ‚get a grip!‘ entgegenschreien oder sie in den Arm nehmen möchte. Vermutlich beides.
Tropes: contemporary literature, weird girl fiction
Fazit: Auch wenn es kein einfaches Buch ist, bin ich froh, Rosas Geschichte gelesen zu haben. Ich würde „Nowhere Heart Land“ nicht uneingeschränkt empfehlen. Aber wenn ihr euch auch gerade in einer Krise befindet oder an einem Wendepunkt steht, könnt ihr in Rosa eine gute Freundin finden.