Nostalgie, die von Buchseiten tropft. đź©·

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xmalwina Avatar

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„Schneidet man in den Zellkern des Erwachsenseins hinein, quillt gelierte Einsamkeit heraus, dazu läuft leise Popmusik.“

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„Nowhere Heart Land“ erzählt die Geschichte von Rosa, die sich plötzlich in ihrer alten Heimatstadt wiederfindet; dabei dachte sie, sie hätte diese längst hinter sich gelassen. Zwischen alten Schulbüchern, zerknitterten Fotos, Staub und Erinnerungen versucht Rosa das Puzzle ihrer Familie zusammenzusetzen - was ist wahr, was nur verklärt? Die Grenzen verschwimmen und je fester Rosa sich an die Vergangenheit klammert, desto schneller scheint sie ihr durch die Finger zu rinnen.

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„Nowhere Heart Land“ und ich haben einige Seiten gebraucht, bis wir einander verstanden haben. Anfangs konnte ich den bildhaften Erzählstil nur schwer greifen, Rosa nicht wirklich folgen. Sie erzählte in Fragmenten, Zeitsprünge durchzogen die Geschichte und an vielen Stellen war nicht klar, ob die Dinge wirklich so passiert sind oder Rosa sie im Nachhinein nur verklärt hat. Vergangenheit und Gegenwart verschwammen, die Realität wirkte weichgezeichnet.

Doch als ich mich daran gewöhnt hatte, habe ich die Geschichte sehr geliebt. Nostalgie war allgegenwärtig, tropfte fast von den Buchseiten. Rosa war in ihrem Verhalten oft nicht stringent, dennoch hätte ich sie an vielen Stellen gern in den Arm genommen - ihr Verlorensein hat etwas in mir ausgelöst. Sie erinnerte mich an eine moderne, weibliche, ältere Version vom „Fänger im Roggen“, meinem ersten Lieblingsbuch. Ähnlicher Vibe. Hat viel mit mir gemacht.

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Ein Buch, das von atmosphärischer Dichte lebte und Bilder im Kopf entstehen ließ. Immer ein bisschen an der Grenze zur Weird-Girl-Fiction, nie darüber hinaus. Oft traurig, schlussendlich leise hoffnungsvoll. Ich mochte es wirklich gerne.