Sehnsuchtsvoll und sprachintensiv
Mit "Nowhere Heart Land" von Emily Marie Lara ist der erste deutschsprachige Debütroman im Pola Verlag veröffentlicht worden. Unter anderem deswegen war ich total gespannt auf das Buch.
Das Cover hat mir durch die Illustration im Porträtstil sofort gefallen.
Rosa findet sich mit einem blauen Auge in ihrer alten Heimatstadt mitten in der Provinz wieder. Die Jahre davor und somit fast ihr gesamtes Erwachsenenleben, hat sie fernab der Heimat in London verbracht.
Nun ist sie nach einer körperlichen Auseinandersetzung mit ihrem Kollegen zurückgekommen und findet sich in der alten Wohnung ihrer seit geraumer Weile dementen Großmutter wieder. Hier verschwimmen Realität und Nostalgie.
Ihre Mutter hat Rosa früh bekommen und ist früh gestorben. Beide glichen sich im Aussehen und Rosa ging später auf das gleiche humanistische Internat wie Conny. So fiel es ihr immer schwer, sich eine eigene Identität abseits ihrer jungen Mutter zu schaffen. Distanz zu ihr erschafft sie nur, indem sie sie konstant beim Vornamen nennt.
Das Internat selbst gibt es auch nicht mehr - Rosa macht sich dennoch auf die Suche nach Menschen, die sich erinnern und scheint sich gleichermaßen in den Erinnerungen zu verlieren und Halt in ihnen zu finden.
Der Schreibstil ist poetisch und sprunghaft wie Rosas Erinnerungen.
Nostalgie dürfte keinem fremd sein - ob es nun in Form von einfacher Vergangenheitsverklärung ist oder einem Sehnsuchtsgefühl, das fast schon schmerzt. Rosa sehnt die Vergangenheit herbei und flüchtet gleichermaßen ihr ganzes Leben schon vor ihr. Nun steht ihr 30. Geburtstag an und sie erreicht ein Alter, das ihrer Mutter nie vergönnt war. Wer ist sie außerhalb der Fußspuren von Conny? Und wie soll sie gefestigt in die Zukunft blicken, wenn ihre Vergangenheit sie haltlos zurücklässt?
"Nowhere Heart Land" ist ein Buch, das es zuweilen sowohl der Protagonistin als auch uns LeserInnen nicht leicht macht. Die Handlung ist nicht stringent, verliert sich in Rosas Erinnerungen und wirft Fragen auf, deren Beantwortung der Interpretation der Lesenden überlassen werden. Das ist zum Ende hin aber gerade im Hinblick auf den vorherigen Handlungsverlauf nur konsequent. Schließlich kann Rosa manchmal ihren eigenen Erinnerungen nicht trauen und die Gespräche mit Menschen aus ihrer Vergangenheit bringen nur unzureichend Klärung. Was sich aber herauskristallisiert: Rosa verklärt die Zeit im Internat am Nützenberg, da das Internat teilweise Familienersatz für sie war. Ihre ehemalige beste Freundin Leni hingegen hat die Zeit dort in hauptsächlich schlechter Erinnerung, unter anderem wegen klassischer Vorurteile der anderen.
Ab und zu schimmern die Probleme dieser Zeit durch Rosas Erzählungen durch, werden aber nie ausreichend erklärt oder verarbeitet. Das passt zu der Figur von Rosa, die zwischen Identitätsflucht- und findung zerrissen ist - eben ein "Nowhere Heart Land".
Der Grundton der Erzählung ist oft betrübt und wehmutsvoll, hat in mir aber auch nostalgische Erinnerungen aufkommen lassen. Auch wenn ich Rosas Handeln nicht immer verstehen konnte, fand ich sie als Figur zutiefst nachvollziehbar.
"Nowhere Heart Land" ist ein Buch zum Gedankenmachen, zum sehnsuchtsvollem Fühlen und der Vergangenheitsverklärung. Es lässt bewusst Fragen offen und überzeugt mit feinen Zwischentönen und einer schwierigen Protagonistin, die in der Zwischenwelt von Nostalgie und Realität gefangen zu sein scheint und doch zuweilen daraus hervorbricht.
Das Cover hat mir durch die Illustration im Porträtstil sofort gefallen.
Rosa findet sich mit einem blauen Auge in ihrer alten Heimatstadt mitten in der Provinz wieder. Die Jahre davor und somit fast ihr gesamtes Erwachsenenleben, hat sie fernab der Heimat in London verbracht.
Nun ist sie nach einer körperlichen Auseinandersetzung mit ihrem Kollegen zurückgekommen und findet sich in der alten Wohnung ihrer seit geraumer Weile dementen Großmutter wieder. Hier verschwimmen Realität und Nostalgie.
Ihre Mutter hat Rosa früh bekommen und ist früh gestorben. Beide glichen sich im Aussehen und Rosa ging später auf das gleiche humanistische Internat wie Conny. So fiel es ihr immer schwer, sich eine eigene Identität abseits ihrer jungen Mutter zu schaffen. Distanz zu ihr erschafft sie nur, indem sie sie konstant beim Vornamen nennt.
Das Internat selbst gibt es auch nicht mehr - Rosa macht sich dennoch auf die Suche nach Menschen, die sich erinnern und scheint sich gleichermaßen in den Erinnerungen zu verlieren und Halt in ihnen zu finden.
Der Schreibstil ist poetisch und sprunghaft wie Rosas Erinnerungen.
Nostalgie dürfte keinem fremd sein - ob es nun in Form von einfacher Vergangenheitsverklärung ist oder einem Sehnsuchtsgefühl, das fast schon schmerzt. Rosa sehnt die Vergangenheit herbei und flüchtet gleichermaßen ihr ganzes Leben schon vor ihr. Nun steht ihr 30. Geburtstag an und sie erreicht ein Alter, das ihrer Mutter nie vergönnt war. Wer ist sie außerhalb der Fußspuren von Conny? Und wie soll sie gefestigt in die Zukunft blicken, wenn ihre Vergangenheit sie haltlos zurücklässt?
"Nowhere Heart Land" ist ein Buch, das es zuweilen sowohl der Protagonistin als auch uns LeserInnen nicht leicht macht. Die Handlung ist nicht stringent, verliert sich in Rosas Erinnerungen und wirft Fragen auf, deren Beantwortung der Interpretation der Lesenden überlassen werden. Das ist zum Ende hin aber gerade im Hinblick auf den vorherigen Handlungsverlauf nur konsequent. Schließlich kann Rosa manchmal ihren eigenen Erinnerungen nicht trauen und die Gespräche mit Menschen aus ihrer Vergangenheit bringen nur unzureichend Klärung. Was sich aber herauskristallisiert: Rosa verklärt die Zeit im Internat am Nützenberg, da das Internat teilweise Familienersatz für sie war. Ihre ehemalige beste Freundin Leni hingegen hat die Zeit dort in hauptsächlich schlechter Erinnerung, unter anderem wegen klassischer Vorurteile der anderen.
Ab und zu schimmern die Probleme dieser Zeit durch Rosas Erzählungen durch, werden aber nie ausreichend erklärt oder verarbeitet. Das passt zu der Figur von Rosa, die zwischen Identitätsflucht- und findung zerrissen ist - eben ein "Nowhere Heart Land".
Der Grundton der Erzählung ist oft betrübt und wehmutsvoll, hat in mir aber auch nostalgische Erinnerungen aufkommen lassen. Auch wenn ich Rosas Handeln nicht immer verstehen konnte, fand ich sie als Figur zutiefst nachvollziehbar.
"Nowhere Heart Land" ist ein Buch zum Gedankenmachen, zum sehnsuchtsvollem Fühlen und der Vergangenheitsverklärung. Es lässt bewusst Fragen offen und überzeugt mit feinen Zwischentönen und einer schwierigen Protagonistin, die in der Zwischenwelt von Nostalgie und Realität gefangen zu sein scheint und doch zuweilen daraus hervorbricht.