Ein psychologisches Freilegen

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la calavera catrina Avatar

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Die Handlung ist schnell beschrieben: Ellie und der siebzehn Jahre ältere Steven verbringen ein romantischen Wochenendausflug in einem abgelegenem Haus. Von Schneegestöber heimgesucht, machen sie es sich am Kamin gemütlich. Die Harmonie trügt, denn Ellie beschuldigt Steven, ihr nicht treu gewesen zu sein. Die Metamorphose beginnt, bis sich ihre Beziehung „schließlich vollkommen zerfasert“ und alle Grenzen überschreitet.

Der Prolog lässt ein düsteres Ende erahnen und verspricht Spannung. Schon zu Beginn herrschte eine angespannt dichte Atmosphäre und kleine Hinweise lassen vermuten, dass da irgendwas nicht stimmt. Steven scheint Ellie sehr zu begehren. Für ihn ist sie eine besondere Frau, weil er noch keine Beziehung hatte, die länger hielt. Denn er vergleicht sie gern mit anderen Affären und Liebschaften, an die er sich alle erinnert, die aber lediglich mit einem Buchstaben versehen, namenlose Erfahrungen sind, „die nur ihm gehören.“

Die kurzen Kapitel laden zum Weiterlesen ein, obwohl erst auf den letzten 100 Seiten Bewegung reinkommt und es einige Längen gibt. Interessant fand ich die Erzählweise: während Ellies Kapitel und die Zwischensequenzen in der Ich-Perspektive erzählt werden, sind Stevens Kapitel aus einer distanzierteren Perspektive geschrieben. Es ist ein kammerspielartiges, psychologisches Freilegen. Unwissenheit wandelt sich in eine Ahnung - Erinnerungen, Ausgesprochenes - bis schließlich die Wahrheit ans Licht kommt, Bewegründe und Motive offenliegen.

Worum es genau geht und welche Themen aufgegriffen werden, möchte ich an dieser Stelle nicht verraten, denn ich finde es gerade reizvoll, hier überhaupt nicht zu wissen, was auf einen zukommt. Wer Lust auf das Hörbuch hat, hier wechseln sich eine männliche und weibliche Stimme ab, die zudem die dramatischen Emotionen gut eingefangen haben.