Gar nicht so romantisch!

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„Nur du und ich“ (Originaltitel: „Nobody But Us“) ist der erste Thriller der Autorin Laure van Rendsburg.

Steven Harding ist Literaturdozent, und immer wieder lässt er sich auf Affairen mit seinen Studentinnen ein. Nun ist er in die Masterstudentin Ellie verliebt, und sie brechen zu einem Wochenendtrip nach Long Island auf. Doch durch einen heftigen Schneesturm sind die beiden auf einmal von der Außenwelt abgeschnitten. In der abseits jeder Zivilisation gelegenen Hütte eskaliert die Situation, und ein unmenschlicher Kampf ums Überleben beginnt. Die ermittelnden Polizisten haben einen schwierigen Fall zu lösen, denn:

„Dieses Haus bewahrt seine Geheimnisse, Steine und Mörtel sind so viel zuverlässiger als Menschen. Was immer innerhalb dieser Mauern geschieht, ist von der Außenwelt abgeschirmt und damit im Grunde nicht existent.“ (S. 350)

Cover und Schreibstil:

Das Cover von „Nur du und ich“ zeigt einen Strand im Dunkeln. Da der Thriller auf Long Island spielt, passt das Cover gut zum Buch. Dadurch, dass das Cover den Strand bei Nacht zeigt, wirkt es besonders düster.

Die gesamte Handlung von „Nur und ich“ beschränkt sich auf drei Tage, und das Buch ist auch in drei Abschnitte eingeteilt, in drei Tage eben. Die einzelnen Kapitel, in die die drei Abschnitte noch einmal unterteilt sind, sind angenehm kurz. Den leuchtendgelben Papierschnitt muss man mögen, mir hat er gefallen.

Laure van Rensburg schreibt flüssig und spannend. Man merkt nicht, dass es sich um einen Debütroman handelt. Die Geschichte wird aus drei verschiedenen Perspektiven erzählt. Der fortwährende Perspektivenwechsel gelingt der Autorin gut, ganz unaufgeregt aber trotzdem super-spannend erzählt sie die Geschichte Stück für Stück. Erst hinterher ist mir klar geworden, dass das Buch im Wesentlichen mit zwei Handelnden sowie der lange im Verborgenen bleibenden dritten Person und einem Ort auskommt, und dies, ohne dass Längen entstehen!

Das Nachwort (Anmerkung) der Autorin am Ende des Buches hat mich sehr berührt. Sollte man unbedingt lesen!

Fazit und Leseempfehlung:

Der kurze Prolog beschreibt die Location, wie sie nach den Ereignissen von der Polizei aufgefunden wird. Das Buch beginnt quasi mit dem Ende. Die Polizei ist im Haus, es ist alles voller Blut. Was ist in der einsamen Hütte geschehen?

Danach beginnt die eigentliche Handlung von „Nur du und ich“. Das Pärchen sitzt im Auto und fährt zu der Hütte. Aber schon während der Autofahrt nimmt man beim Lesen gewisse Schwingungen zwischen den beiden Protagonisten wahr, die nichts Gutes verheißen. Nach und nach wird erzählt, wie es zu dem geschilderten Blutbad gekommen ist. Die ganze Dramatik, die hinter der Tat steckt, wird dabei nur in kleinen Häppchen verraten. Es geht um Abhängigkeiten und Demütigungen und darum, wie die Gesellschaft mit solchen Themen und auch mit Beziehungen zwischen Chefs und Angestellten umgeht. Insofern wird hier das Thema „Me Too“ geschickt eingearbeitet.

Am Ende saß ich fassungslos da, weil das Ende, das ja eigentlich voraussehbar war, mit wirklich brachialer Gewalt kommt. Das Ende erschwert die Entscheidung, wer hier der Täter, und wer das Opfer ist, was diesen Thriller wirklich besonders macht.

Ich empfehle „Nur du und ich“ sehr dringend allen, die wie ich etwas blutrünstigere Psychothriller lieben. Von mir gibt es für dieses Buch fünf Sterne!

Zartbesaitete Menschen sollten sich allerdings gut überlegen, ob sie dieses Buch wirklich lesen wollen, denn abgesehen von der psychologischen Komponente, die Urängste triggern könnte, fließt hier viel Blut.

Die Dauerleserin