Märchen für Erwachsene

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lulu Avatar

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Michaela Wiebuschs neues Buch ist ein Wohlfühlroman, in welchem wir die Protagonistin Lena begleiten dürfen, wie sie sich mithilfe einer Agentur für Selbstwert nach einer schmerzlichen Trennung ihr Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein zurückholt. In einer Woche intensiver Betreuung arbeitet sie an den Themen Selbstbewusstsein, Selbstbild, Selbstliebe, Selbstverwirklichung, Selbstverantwortung, Selbstvertrauen und Selbstfürsorge, und ist am Ende imstande, ihrem Ex bei einer Begegnung standzuhalten.

Das Ganze ist eine Art Selbsthilfeprogramm in Romanform, an welchem sich betroffene Leser(innen) auch selbst orientieren können, zumal am Ende jedes Kapitels die wichtigsten Lerneinheiten zusammengefasst werden. Dies ist ein angenehmes Konzept, das den belehrenden Zeigefinger gut versteckt, aber es hat meiner Meinung nach etwas von einem Märchen für Erwachsene:

Die heilsame Entwicklung läuft so glatt und reibungslos. Quasi als deus ex machina steht die Agentur immer sofort bereit, die richtigen Erkenntnisse in Lena zu wecken, Irrtum ausgeschlossen, Glückseligkeit garantiert, Sorry, das ist mir zu glatt, zu sehr mit Puderzucker überstäubt, mir fehlt die Reibung, das Bittere im Loslassen, welches solch ein Prozess auch mit sich bringt! Ein bisschen mehr Realismus hätte der Glaubwürdigkeit gut getan und würde betroffenen Lesern mehr helfen als diese heile Welt! Außerdem stört mich, wie sich die Protagonistin nur um sich selbst dreht. Da ist kein Austausch mit Freunden, Tochter, Familie. Führt dieses Vorgehen zu echten Erkenntnissen oder nur zu einer Manipulation der Selbstwahrnehmung?!