die Gesellschaft von heute

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nicigirl85 Avatar

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Lange habe ich gebraucht um mit diesem Buch zu starten, da ich nicht wusste, ob es mir gefallen würde oder nicht. Eigentlich zählt es nicht zu den Büchern, die ich normalerweise lesen würde, aber wenn man es geschenkt bekommt, fängt man doch irgendwann an es zu lesen.

Es ist ein wunderschöner, heißer Sommertag in Melbourne. Hector und seine Frau Aisha haben Freunde und Familie zu einem Barbecue eingeladen. Man feiert und lacht, bis etwas beinahe Unwirkliches passiert. Der 3jährige Hugo, Kind eines befreundeten Paares sorgt für Ärger. Er nervt alle Anwesenden so stark, dass Harry, der Cousin von Hector, dem Jungen eine Ohrfeige verpasst. Der Tag ist damit ruiniert, denn Hugos Eltern schalten daraufhin die Polizei ein und „die Tat“ sorgt für starke Diskussionen unter allen Beteiligten.

Nun glaubt der Leser, dass dieser Vorfall aus 8 unterschiedlichen Perspektiven in den nächsten Kapiteln beleuchtet wird, doch da irrt er. Die Ohrfeige wird eigentlich nur immer mal wieder am Rande erwähnt, viel entscheidender ist, was die Tat mit dem Umfeld macht. Von außen konservativ und funktionierend wirkende Personen, Familien und Ehen sind in Wirklichkeit nur die Fassade. Dem Leser wird ermöglicht dahinter zu blicken und dabei tun sich Abgründe auf. Es wird gelogen und betrogen, keine Tat wird beschönigt oder in einem positiven Licht dargestellt. Man bekommt den Eindruck als wäre nichts in der Gesellschaft real, alles nur Schauspiel sowie Lug und Trug.

Da stellt sich einem die Frage: Wollen wir wirklich so viel über eine Person wissen? Eigentlich nicht, denn der Roman vermittelt einem den Eindruck, als wenn es keine oder nur sehr wenige schöne Momente gibt im Leben und es sich eigentlich nicht lohnt sich anzustrengen. Diese Sichtweise finde ich sehr schade.

Die Schreibweise ist nicht wirklich flüssig, da Umgangssprache mit intellektueller, anspruchsvollerer Sprache immer wieder gemixt und hin und her gewechselt wird. Des Weiteren beschönigt die offene Art des Autors einfach nichts, denn Dinge werden offen beim Namen genannt, ob es dem Leser gefällt oder nicht. Es werden Fakten geschildert, die der Leser dann selbst bewerten muss.

Entweder man mag dieses Buch oder man mag es nicht. Gut an dem Roman fand ich, dass hier auf ehrliche und offene Weise das wirkliche Leben geschildert wird, auch wenn einem die handelnden Personen wohl eher weniger sympathisch und lieb in Erinnerung bleiben werden.

Fazit: Ein Gesellschaftsroman der Neuzeit, der es in sich hat. Man muss sich auf das Buch voll einlassen können, weshalb ich es nur bedingt empfehlen kann. Es regt zum Umdenken an, lässt aber irgendwie einen bitteren Nachgeschmack zurück.