Kein Buch das einen fröhlich stimmt

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Samstag Abend in einem Melbourner Vorort:

Man trifft sich mit Freunden und Familie zum Barbecue. Die Männer stehen mit Bierflaschen um den Grill, die Frauen bereiten in der Küche die Salate und Vorspeisen zu, die eigenen und mitgebrachten Kindern sitzen mit DVD´s und Computerspielen bewaffnet vor dem Fernseher.

Eigentlich eine Idylle!....eigentlich!

Smalltalk wird von ernsten Themen wie staatlichen/privaten Schulen abgelöst, unterschwellige Abneigungen sowohl innerhalb der Familienmitglieder als auch unter den Freunden treten auf. Die Kinder fangen an zu streiten, doch halt: es ist nur einer der querschlägt, der dreijährige Hugo! Steht er nicht im Mittelpunkt, kann er sich gegen andere nicht durchsetzen wird er aggressiv und quengelig. Und genauso vehement fordert er von seiner Mutter auch immer noch die Brust ein um gestillt zu werden.

Man ist geneigt ihn als verzogenes, kleines Monster zu bezeichnen (solche Kinder kennen wir alle, oder nicht?)..

....und schließlich bekommt Hugo, als er einem der anderen Kinder eins überbraten will, von Harry, einem Erwachsenen, eine Ohrfeige!!! Sowohl die Anwesenden als auch der Leser halten die Luft an.

Darf ein Erwachsener ein dreijähriges Kind ohrfeigen? Wohlgemerkt es ist nicht sein eigenes!

 

Fazit:

Ich kann mich nicht erinnern ein Buch gelesen zu haben, welches durchgängig eine so negative Stimmung an den Tag legt und mich dennoch komplett in seinen Bann gezogen und begeistert hat.

Woran lag´s? Am Schreibstil nicht, der ist stellenweisen rau und ungeschliffen (passt aber zur Geschichte)

An der Aufteilung des Buches? Jedes Kapitel ist einem der Gäste gewidmet mit allen ihren Sorgen, Ängsten und Problemen. Und egal um wen es sich handelt, der- oder diejenige kam nie sympathisch bei mir an. Alle, aber wirklich alle hatten ganz offensichtlich Drogen- und Sexprobleme! Man hat das Gefühl das soziale Umfeld der Protagonisten setzt sich aus allen (problembeladenen) ethnischen Gruppen zusammen die das Land zu bieten hat. Und auch hier keinerlei Sympathien!

Die Männer (besonders die griechischer Abstammung) sind allesamt Machos, immer geil, betrügen ihre Frauen...und die Frauen lassen sich das gefallen....

Kein hoffnungsfrohes Buch, aber eines das einem zum Nachdenken bringt und deswegen 4 Sterne verdient hat.