"Nur eine Ohrfeige" Christos Tsiolkas

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evelyn Avatar

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Das Buchcover finde ich gut gelungen, man sieht hier nur unterschiedliche Beinpaare, aber keine Gesichter.

Da man keine Gesichter sieht wirken die Personen austauschbar, das heißt sie sind ein Querschnitt der Gesellschaft und somit eigentlich zufällig, die Situation könnte sich so oder so ähnlich jederzeit mit anderen Darstellern wieder ereignen.

Die Ohrfeige die Harry dem 3-jährigen verwöhnten Hugo gibt, lässt die sozialen und charakterlichen Unterschiede der beteiligten Personen und die sich daraus ergebenden Differenzen zwischen den Personen in den Vordergrund treten. Denn jetzt muss jeder Einzelne Position beziehen. Die Ohrfeige ist lediglich ein Aufhänger, der die Geschichte ins Rollen und das labile Gleichgewicht der Gruppe ins Wanken bringt.

Das Buch war sprachlich sehr angenehm zu lesen. Ein Buch das aus der großen Masse herausstricht.

Um die Gesellschaft darzustellen, wird das Buch in 8 Kapitel aufgeteilt und aus dem Leben einer Person bzw. eines Paares erzählt. Vor dem Leser breitet sich die gesamte Gesellschaftsvielfalt aus, auch wenn die Personen stark überzeichnet sind, und sich menschliche Abgründe auftun ist die Auswahl der Personen gut gewählt. Für meinen Geschmack werden allerdings zu viele Drogen und Alkohol konsummiert.

 

Schön finde ich, dass der Autor keine Bewertung der einzelnen Meinungen oder des Verhaltens der Personen vornimmt, sondern auch der Leser muss sich seine eigenen Gedanken zur Ohrfeige und den Personen bilden. Dieses Buch ist somit nicht für den einfachen Konsum geeignet, sondern es wird das Mitdenken und Meinungbilden erwartet.