Ohrfeigen-Drama??

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waba Avatar

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**Zum Inhalt:**

An einer Grillparty rutscht einem Mann beim beschützen seines Sohnes die Hand aus und er ohrfeigt den aggressiven Jungen eines Bekannten. Die Entrüstung ist riesengross bei einem Teil der Anwesenden währenden andere insgeheim denken, dass das gerechtfertigt war. Die Eltern des geschlagenen Kindes stilisieren das Ganze zu einem Riesendrama.

 

**Meine Meinung:**

In insgesamt 8 Kapiteln lernt man die zahlreichen Protagonisten dieses Buches kennen. Man erfährt dabei mehr oder weniger gut geschildert, wie sie leben, denken und handeln. Und immer dreht es sich dabei auch bei jedem um die Frage: Wie schwerwiegend ist es wenn ein Erwachsener einen kleinen jungen Ohrfeigt.

Was in der Leseprobe noch einigermassen interessant klang, wurde sehr schnell zu gähnender Langeweile. Immer wieder drehte es sich Seitenweise um diese Ohrfeige. Darf man ein Kind schlagen und wie schwer ist das Vergehen eigentlich. Während die einen den bösen, bösen Erwachsenen am liebsten für sehr lange Zeit im Gefängnis sehen würden getrauen sich viele andere nur eher hinter der Hand die Aktion als gerechtfertigt ein zu schätzen.

Inhaltlich hat hier der Autor es geschafft aus einem kleinen Ereigniss ein ganzes über 500 Seiten umfassendes Buch zu füllen, das mit einem 50-Seitigen Essay mehr als genug abgehandelt gewesen wäre. Aus einer Mücke hat er hier buchstäblich einen Elefanten gemacht. Entsprechend langatmig und oft langweilig war das ganze Buch denn auch zu lesen.

Der Schreibstil, der mir bereits in der Leseprobe nicht wirklich zugesagt hat, hat sich leider fast ausnahmslos durch das ganze Buch fortgesetzt. Gelegentlich erschien mir die Erzählart eher wie ein Schulaufsatz eines untalentierten Schülers. „Da sagte der …..,  Und dann ging …. , X sagt zu Y …  „ usw. usw.

So wie die einzelnen Protagonisten meist ungenügend beschrieben wurden so sind auch die verschiedenen Handlungen oft zu vage und unvollständig beschrieben. Im Versuch die insgesamt langweilige Geschichte interessanter zu gestalten, wurden den auch recht häufig sexuelle Handlungen oder Gedankengänge eingeflochten oder man hat den Leser teilhaben lassen bei ‚Drogengenuss‘!

Das noch am besten wiedergegebene Kapitel, um wenigstens einen positiven Punkt anzuführen, war für mich das Kapitel von Manolis. Hier hatte das Buch vorübergehend etwas an Aussage, Gewicht und Qualität gewonnen. Aber leider blieb es dabei.

 

**Fazit:**

Der Autor überzeichnet hier eine scheinheilige Gesellschaftwelt, die ausser Sex, Drogen und Geld kaum andere Prämissen für das Leben zu haben scheint, sich aber unglaublich entrüsten kann über eine Ohrfeige. Es stimmt wohl, dass man das Kind hier nicht hätte Ohrfeigen sollen, aber die Eltern von ihm hätten für ihre erzieherische Unfähigkeit einige davon verdient!

 Das Bild das hier der Autor gezeichnet hat ist mit Sicherheit nicht real. Es mag zwar Gruppen geben die in einem solchen Abgrund und Umfeld leben aber die weitaus überwiegende Zahl von Menschen (auch in Australien, ich kenne das) leben mit Sicherheit auf einer ethisch höheren Stufe.

Schade, dieses Buch suggeriert dem Leser letztlich, dass Drogenkonsum und Fremdgehen etwas fast normales ist und man sich darüber praktisch keine Gedanken macht aber andererseits eine Ohrfeige zu einem weltweiten Staatsdrama hochstilisiert. Inhalt, Aussage und Schreibstil sind so schlecht, dass es nicht mehr als einen Stern verdient. Wer sich in der untersten Subkultur wohl fühlt wird das Buch vielleicht mögen, aber die meisten anderen werden enttäuscht sein.