Vergeben und Vergessen?

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Vergebung und Reue sind wieder im Trend. So scheint es zumindest, als die Versöhnungssteine der Autorin Fiona Knowles zum Phänomen werden. Auch Hannah gehört zu den Empfängern solcher Steine. Fiona machte Hannahs Leben in der gemeinsamen Schulzeit zur Hölle und bittet nun, Jahre später um Vergebung. Mit dem Zurückschicken eines Steines vergibt man dem Absender seine Verfehlung, den zweiten Stein soll man an jemanden schicken, den man selbst um Verzeihung bitten möchte.

Schnell wird klar, dass die Vergebung ihrer Mutter nach jahrelangem Kontaktverlust naheliegt. Doch kann man alles verzeihen? Sollte man die Vergangenheit wieder aufrütteln und in alten Wunden bohren?



Einfühlsam und echt nimmt uns Lory Nelson Süielman mit auf eine Reise zwischen Verletzungen und Vergebung. Zwischen Liebe und Hass und zwischen Wahrheit und Lüge.

Anfangs ist mir nicht ganz klar, wo die Geschichte hinführen soll? Geht es um Liebe? Geht es um Familie? Geht es um Erfolg? Doch schnell wird klar, dass Hannahs Geschichte mehr zu bieten hat, als seichte Unterhaltung. In das Phänomen der Erinnerungssteine eingebettet geht es um ein Familiendrama, um Wahrnehmung, um Verlust und Verdrängung.

Hannah ist mir auf Anhieb sympathisch. Gespickt mit Charme und Witz, aber auch einer gewissen Verletzlichkeit wirkt sie wie das Mädchen von Nebenein. Ein Mädchen mit Träumen und Wünschen, aber auch Problemen und Ängsten. Man muss sie einfach mögen. Man möchte sie auf ihrem Weg begleiten und ihr helfen ihr Leben ins Reine zu bringen.

Stimmungsvoll und wechselhaft gleiten wir durch die Story, treffen auf Freud und Leid und allerlei Nebencharaktere, die der Suppe die richtige Würze verleihen und mehr oder weniger großen Einfluss auf Hannahs Entscheidungen nehmen.



Dieses Buch lässt einen irgendwie innehalten. Lässt einen überlegen, wem man vielleicht selber einmal Unrecht getan hat und wen man gegebenenfalls um Verzeihung bitten müsste. Es zeigt aber, dass es nie zu spät ist, über seinen Schatten zu springen, dass nicht jede Entschuldigung angenommen werden muss und dass es manchmal besser ist mit der Ungewissheit zu leben, anstatt alles zu ergründen.