Beeindruckende Frau, ereignisreiches Leben
Eine äußerst interessante Lebensgeschichte, die mehrere für Österreich (und Deutschland sowie ganz Europa) prägende, dramatische historische Phasen überspannt, wird hier dargestellt. Elisabeth Brugger, eine österreichische Ärztin, die noch in der k.u.k. Monarchie aufwuchs, erzählt Anfang der 1970er Jahre ihre eigene und die Familiengeschichte vor dem Hintergrund der Weltgeschichte.
Um 1895 geboren ist sie die einzige Tochter einer wohlhabenden Familie im Mühlviertel. Weil die Familie Wert auf Bildung legt, kann sie in Wien die Matura machen. Die Möglichkeit, ihren Traumberuf als Ärztin zu leben, muss sie sich aber gegen Widerstände in der Familie erkämpfen, auch an der Universität und von Patient:innen wird Frauen das Leben schwer gemacht. Sie erlebt beide Weltkriege, im 1. Weltkrieg geht sie als Krankenschwester in ein Lazarett, im 2. Weltkrieg führt sie schon ihre eigene Arztpraxis, geht aber nach dem Tod ihres Mannes erneut in ein Feldlazarett. Sowohl die Kriegszeiten als auch die Zwischenkriegszeit durchlebt sie sehr intensiv, auch in ihrer Familie gibt es einige dramatische Entwicklungen. Sie verliert ihren Lieblingsbruder an den Krieg, und den Mann, den sie liebt.
Elisabeth ist eine sehr fortschrittliche und starke Frau, die sich nimmt, was sie will - in ihrer Zeit eher ungewöhnlich. Sie ist als Individuum also durchaus emanzipiert, allerdings keine feministische Kämpferin. Nach dem Klappentext hätte ich hier mehr Substanz erwartet. Auch, was weitere Geschehnisse betrifft, führt der Klappentext meiner Meinung etwas in die Irre.
Die Geschichte ist verpackt in einen vorgeblichen Dialog Elisabeths mit ihrer Großnichte. Tatsächlich handelt es sich aber um einen langen, langen Monolog, weil die angesprochene Zuhörerin nie zu Wort kommt; sie tat mir am Ende fast leid, einem solchen Schwall an Worten ausgesetzt.
Die Erzählung ist stark von Melancholie geprägt, obwohl die Protagonistin Elisabeth durchgängig sehr sachlich schildert, als solle ein Befundbericht erstattet werden. Diese Sachlichkeit gefällt mir sehr gut. Da die Geschehnisse allerdings zum Teil sehr gemächlich ausgeführt werden, tröpfelt die Erzählung an einigen Stellen etwas langatmig vor sich hin und enthält auch Schilderungen, deren Belang sich nicht erschließt. Längen ergeben sich zudem daraus, dass Geschehnisse mehrfach abgehandelt werden, weil in Zeitschleifen erzählt wird, vorwärts, rückwärts, es gibt immer wieder große Sprünge. Letztlich ist auch der etwas antiquiert wirkende sprachliche Ausdruck der Protagonistin nicht ganz meins (das ginge vielleicht auch anders, wenn man sich z.B. die Texte von Irmgard Keun anschaut); es scheint mir aber vorstellbar, dass eine auf die 80 zugehende Frau in den 1970er Jahren so erzählt hätte.
Trotz dieser Kritikpunkte: Alles in allem ein interessantes Buch, in dem Zeitgeschichte verwoben wird mit der persönlichen Geschichte einer starken Person, die - gemessen an dem, was Frauen ihrer Generation durften und konnten - ein ereignisreiches und engagiertes Leben geführt hat.
Um 1895 geboren ist sie die einzige Tochter einer wohlhabenden Familie im Mühlviertel. Weil die Familie Wert auf Bildung legt, kann sie in Wien die Matura machen. Die Möglichkeit, ihren Traumberuf als Ärztin zu leben, muss sie sich aber gegen Widerstände in der Familie erkämpfen, auch an der Universität und von Patient:innen wird Frauen das Leben schwer gemacht. Sie erlebt beide Weltkriege, im 1. Weltkrieg geht sie als Krankenschwester in ein Lazarett, im 2. Weltkrieg führt sie schon ihre eigene Arztpraxis, geht aber nach dem Tod ihres Mannes erneut in ein Feldlazarett. Sowohl die Kriegszeiten als auch die Zwischenkriegszeit durchlebt sie sehr intensiv, auch in ihrer Familie gibt es einige dramatische Entwicklungen. Sie verliert ihren Lieblingsbruder an den Krieg, und den Mann, den sie liebt.
Elisabeth ist eine sehr fortschrittliche und starke Frau, die sich nimmt, was sie will - in ihrer Zeit eher ungewöhnlich. Sie ist als Individuum also durchaus emanzipiert, allerdings keine feministische Kämpferin. Nach dem Klappentext hätte ich hier mehr Substanz erwartet. Auch, was weitere Geschehnisse betrifft, führt der Klappentext meiner Meinung etwas in die Irre.
Die Geschichte ist verpackt in einen vorgeblichen Dialog Elisabeths mit ihrer Großnichte. Tatsächlich handelt es sich aber um einen langen, langen Monolog, weil die angesprochene Zuhörerin nie zu Wort kommt; sie tat mir am Ende fast leid, einem solchen Schwall an Worten ausgesetzt.
Die Erzählung ist stark von Melancholie geprägt, obwohl die Protagonistin Elisabeth durchgängig sehr sachlich schildert, als solle ein Befundbericht erstattet werden. Diese Sachlichkeit gefällt mir sehr gut. Da die Geschehnisse allerdings zum Teil sehr gemächlich ausgeführt werden, tröpfelt die Erzählung an einigen Stellen etwas langatmig vor sich hin und enthält auch Schilderungen, deren Belang sich nicht erschließt. Längen ergeben sich zudem daraus, dass Geschehnisse mehrfach abgehandelt werden, weil in Zeitschleifen erzählt wird, vorwärts, rückwärts, es gibt immer wieder große Sprünge. Letztlich ist auch der etwas antiquiert wirkende sprachliche Ausdruck der Protagonistin nicht ganz meins (das ginge vielleicht auch anders, wenn man sich z.B. die Texte von Irmgard Keun anschaut); es scheint mir aber vorstellbar, dass eine auf die 80 zugehende Frau in den 1970er Jahren so erzählt hätte.
Trotz dieser Kritikpunkte: Alles in allem ein interessantes Buch, in dem Zeitgeschichte verwoben wird mit der persönlichen Geschichte einer starken Person, die - gemessen an dem, was Frauen ihrer Generation durften und konnten - ein ereignisreiches und engagiertes Leben geführt hat.