Über eine starke Frau

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januar12 Avatar

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Letztes Jahr habe ich „Über Carl reden wir morgen“ als Hörbuch gehört und nun war ich gespannt auf die Fortsetzung dieser Geschichte. "Nur nachts ist es hell" ist aber auch ein eigenes Buch, das ganz unabhängig gelesen werden kann. Diesmal ist es die Geschichte von Elisabeth, der Schwester von Carl und Eugen. Elisabeth blickt 1972 auf ihr Leben zurück. Sie ist die Ich-Erzählerin in diesem Roman, die von sich und den Ereignissen in ihre Leben berichtet. Die Rückblicke sind nicht immer chronologisch, Elisabeth springt bei ihren Erzählungen immer mal wieder vor oder zurück, diese Art der Erzählweise erzeugt so allerdings auch Spannung, da manche Situationen angerissen und erst später aufgeklärt werden. Elisabeths Leben verlief nicht immer einfach. Sie musste sich nicht nur als Frau und Ärztin in einer Zeit durchsetzen, als Frauen noch kaum Rechte besaßen, sondern auch einiges in diesen schweren Zeiten ertragen. Während des 1. Weltkrieges war sie als Lazarettschwester tätig. Danach hat sie Medizin studiert. Sie heiratete in Wien in eine Ärzte Familie hinein, Georg, ihr Ehemann, ebenfalls Arzt, verlor im ersten Weltkrieg einen Arm. Elisabeth und ihr Mann übernehmen eine Praxis und bekommen zwei Söhne. Aus dem Kaiserreich wird eine Republik, es folgt das 3. Reich und der zweite Weltkrieg. Gespannt habe ich Elisabeths Werdegang hier verfolgt und natürlich auch, was aus Carl und Eugen geworden ist. Doch der Fokus liegt eindeutig auf Elisabeth, auf der Medizingeschichte, auf Frauen und Frauenrechte zu der damaligen Zeit. Ich mag den Schreib- und Erzählstil der Autorin sehr. Diesmal ist es eine ganz andere Art als bei dem ersten Band, aber es passt sehr gut zu Elisabeths Geschichte. Die Autorin hat es geschafft mit ihr eine authentisch wirkende Figur zu erschaffen, ihr Leben einzuhauchen. Eine Lebensgeschichte, die zudem berührt. Fesselnd sind auch die Gedankengänge, die die Autorin in dem Buch aufwirft, zB über Frauenrechte oder Gedankenspiele „ was wäre, wenn…, dann wären historischer Ereignisse anders verlaufen“. Alles wurde fein verwebt in einen fesselnden Unterhaltungsroman.