Odessa Star: Der Langeweile des Lebens entkommen

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signalhill Avatar

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Gut verstehen kann man Fred in Herman Kochs 'Odessa Star'. Sein Leben ist gesettlet, er hat alles erreicht, was er in seinem Rahmen erreichen kann. Job, Frau, Familie, Haus, alles ist eingefahren. Ob die Beziehung noch lange hält, weiß man nicht. Wie soll es also weiter gehen? Da macht der alte Schulfreund Max, der ein weitaus aufregenderes Leben führt, Eindruck. Er hebt sich von den Freunden ab, scheint reich und anders. Dass kriminelle Energi'en hier eine Rolle spielen, scheint Fred noch nicht so ganz mit zu bekommen, oder er macht es sich einfach nicht bewusst.
Das Buch schafft es, unmissverständlich und eindringlich die Stimmung und Lage wider zu geben, in der sich Fred befindet. Alles vorbestimmt, was soll nun noch kommen. Er hat es geschafft, mit Haus und Familie, aber er hat es nicht in den vornehmen Stadtteil geschafft. Er hat ein Haus, aber der Kamelgestank macht ein schönes Leben unmöglich. Oft sind ältere Einwohner ja unkündbar, und die alte Frau mit Hund wird das Erdgeschoss nicht verlassen. Der schöne Stadtteil, Amsterdam Zuid, liegt fast in greifbarer Nähe, aber so wird Fred dort nie hinkommen. Das Erscheinen von Max scheint zu zeigen, dass alles möglich ist.
Diese Leseprobe, die sehr eindringlich geschildert ist, ist unerwartet spannend. Auch das Kapitel mit dem Kater ist sehr gut beschrieben. Wie es weiter geht, ist ja bereits angedeutet. Haben wir es hier also mit einem Krimi zu tun? Ich wäre auf jeden Fall gern dabei und möchte hier mitlesen!