Die erste Liebe ist Freund wie auch Feind

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yoshiwithatrema Avatar

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Seán Hewitts Debütroman 'Öffnet sich der Himmel' erzählt die Geschichte von James, einem Milchjungen, der in einem abgelegenen Dorf im Norden Englands lebt. Erfüllt mit Sorgen über den ernsten Gesundheitszustand seines Bruders und die Distanz seiner Mitschüler:innen nach seinem Coming-out lassen James wünschen, Thornmere eines Tages zu verlassen. Das alles ändert sich, als Luke, ein charismatischer Junge mit schwieriger Vergangenheit, in das Nachbarhaus zieht.

Die anfängliche Freundschaft wandelt sich in eine allumfassende Schwärmerei, in der Begehren, Unsicherheit und der Schmerz des vielleicht nie Erwiderbaren ineinanderfliessen. James projiziert seine eigenen Hoffnungen und Ängste auf Luke, was dazu führt, dass ihre Beziehung fragil, emotional aufgeladen und schillernd zwischen Realität und Idealbild bleibt. 'Öffnet sich der Himmel' ist keine klassische Liebesgeschichte: James und Luke verbindet eine Beziehung, die von Sehnsucht, Verlangen und den komplexen Emotionen der Jugend geprägt ist. Luke ist gleichzeitig real und idealisiert – jemand, der in James eine Vision von Freiheit, Identität und Möglichkeiten weckt. Aber ihre Verbindung bleibt mehrdeutig und ambivalent, was verdeutlicht, wie die erste Liebe gleichzeitig transformativ und unerreichbar sein kann.

Hewitts lyrische Sprache vermag es, jegliche Beschreibungen auf eine Weise zu verbindlichen, wie ich es schon lange nicht mehr in einem Buch erlebt habe. Man riecht förmlich die Luft, die James atmet, man fühlt das Licht, das auf sein Gesicht scheint, man hört das ferne Rauschen des ländlichen Dorflebens. Die Innenwelt von James beschreibt die Schwierigkeiten des Lebens: die Angst, Luke zu verlieren und die Sorge um den eigenen Bruder.

Was 'Öffnet sich der Himmel' so besonders macht, ist die ehrliche, ungeschönte Darstellung der queeren Jugend – mit sämtlicher Verwirrung, dem Ineinanderfallen von Freundschaft und Liebe, dem ersten Aufblühen von Begehren und der bitteren Erkenntnis, dass Liebe nicht immer erwidert wird. Hewitt gelingt es, diese Erfahrung so universell wie intim zu erzählen.

Ich kann dieses Meisterwerk jedem empfehlen, der sich auf eine solche emotionale Achterbahnfahrt einlassen will.