Sprachgewaltig, aber inhaltlich leider eher enttäuschend
📝 Inhalt / Klappentext in eigenen Worten
Seán Hewítts Buch „Öffnet sich der Himmel“ dreht sich rund um den Protagonisten James, welcher eher in einfachen Verhältnissen aufwächst und bereits früh bemerkt, dass er anders ist, als die anderen Jungs in seiner Klasse, die sich langsam für Mädchen zu interessieren beginnen. Als alle erfahren, dass James schwul ist, erfährt er Ausgrenzung und sehnt sich seitdem nach Akzeptanz und zwischenmenschlicher Verbindung. Bis eines Tages Luke in James Leben tritt und einen schier unkontrollierbaren Stein in James zum Rollen bringt.
🎭 Figuren / Charaktere
James fand ich als Protagonisten sehr interessant. Es gab Momente, wo ich mich sehr mit ihm identifizieren konnte, aber leider auch sehr viele Momente, die ich wirklich problematisch fand. Unser Protagonist ist nicht nur beinahe blind vor Liebe, sondern viel mehr obsessiv gegenüber Luke. Getarnt wird dies unter dem Deckmantel der „ersten großen Liebe in der Jugend“, wobei nie wirklich aufgearbeitet wird, wie problematisch James' Verhalten doch tatsächlich ist. Leider konnte ich bei James auch keinerlei Entwicklung sehen, außer vielleicht zum Negativen. Denn gegen Ende des Buchs, erleben wir einen Zeitsprung in die Gegenwart, in der James geschieden ist und seine Ehe scheinbar (auch) daran gescheitert ist, dass er noch immer Luke hinterhertrauert. Wie gesagt, finde ich dieses Verhalten sehr bedenklich und ich frage mich, ob James nicht bemerkt, dass Luke vielleicht kein Interesse an ihm hat, wenn sich dieser auch nach 20 Jahren nicht um Kontakt bemüht hat. Aber vermutlich geht James‘ „Verliebtheit“, wie gesagt, darüber hinaus, und ist vielmehr schon Fanatismus.
Luke blieb für mich leider gänzlich blass. Ich weiß auch nach Lesen des Buchs praktisch nichts über ihn, außer dass er aus schwierigen familiären Verhältnissen stammt und wie er in etwa aussieht. Ich hätte tatsächlich gern mehr über ihn erfahren und warum er oft so agiert wie er es tut.
James‘ Bruder Eddie blieb ebenfalls sehr blass als Charakter. Seine „Anfälle“ wurden immer mal wieder über die Geschichte gestreut, aber was es nun tatsächlich mit seiner Krankheit auf sich hat, erfährt man als Leser leider nicht. Die Szene mit den Vergissmeinnicht fand ich dennoch sehr berührend. Schade, dass man nicht mehr über ihn erfahren hat.
🌍 Setting & Atmosphäre
Die Geschichte spielt auf zwei Zeitebenen, wobei wir fast hauptsächlich die Geschichte aus der Vergangenheitsperspektive lesen. Die Stimmung im Buch ist fast durchgehend „bittersüß“. Einerseits freut man sich als Leser, dass James in Luke einen Freund gefunden hat und einen unvergesslichen Sommer erlebt. Andererseits ist da jedoch immer James‘ Besessenheit von Luke, die all die schönen Momente überschattet.
✍️ Schreibstil
Der Schreibstil von Seán Hewítt ist sehr poetisch und blumig. Zu Beginn des Buchs fand ich es etwas mühsam, jedoch findet man schnell in die Geschichte hinein und bald schon empfand ich den Schreibstil als sehr angenehm und irgendwie besonders. Man merkt sofort: Dieser Autor kann schreiben! So schön ich den Schreibstil fand, so enttäuscht war ich leider letztendlich vom Inhalt. Ich musste unwillkürlich an den Satz „viel geredet, aber nichts gesagt“ denken. Ganz so drastisch würde ich das Buch nicht beschreiben, aber ich hatte an den Inhalt einfach deutlich höhere Erwartungen nach Lesen des Klappentextes.
💭 Gedanken & Eindrücke
Das Buch hat mich immer wieder zum Nachdenken gebracht. Einerseits hatte ich immer wieder Mitleid mit James, da er sich so sehr nach zwischenmenschlicher Verbundenheit sehnte und nach der Berührung anderer. So sehr, dass er sogar den Gedanken hatte, sich von einem Obdachlosen missbrauchen zu lassen, da dieser vielleicht darüber hinwegsehen konnte, dass er kein Mädchen war. Diese Szene fand ich so herzzerreißend und hat noch lange in mir nachgeklungen.
Andererseits ist da diese obsessive Seite in James die sich so sehr auf Luke fixierte, selbst Jahrzehnte später. Ich fand es teilweise wirklich erschreckend und fast schon beängstigend zu sehen, wie dieser Fanatismus immer weiterwuchs. Ehrlich gesagt hatte ich mir am Ende des Buchs eine Art Höhepunkt, einen Knall, der das ganze Kartenhaus zum Einsturz bringt, gewünscht. Jener der James vielleicht auf den Boden der Tatsachen zurück bringt.
🏁 Fazit
Mir hat das Buch an sich recht gut gefallen, allerdings habe ich einige Kritikpunkte. Meiner Meinung nach wird der Inhalt des Buchs dem Klappentext nicht gerecht.
Auch finden meiner Ansicht nach zu viele Nebenhandlungen statt, die aber irgendwie ins Leere führen und wie begonnen, aber nicht zu Ende gedacht wirken. Beispielsweise die Geschichte mit James‘ Bruder Eddie, der merkwürdige fast schon gruselige Anruf als James allein Zuhause ist, der Mann im Auto der mit wutverzerrten Gesicht auf James zurast, der Grund für die gemeinsame Flucht und wie lange die beiden weg waren, usw. Letztendlich blieben hier für mich einfach zu viele Fragen offen.
Nichtsdestotrotz handelt es sich um einen sprachgewaltigen Roman mit ernsten Themen in einem bittersüßen Setting.
Aufgrund der oben genannten Punkte vergebe ich 3/5 Sternen.
Seán Hewítts Buch „Öffnet sich der Himmel“ dreht sich rund um den Protagonisten James, welcher eher in einfachen Verhältnissen aufwächst und bereits früh bemerkt, dass er anders ist, als die anderen Jungs in seiner Klasse, die sich langsam für Mädchen zu interessieren beginnen. Als alle erfahren, dass James schwul ist, erfährt er Ausgrenzung und sehnt sich seitdem nach Akzeptanz und zwischenmenschlicher Verbindung. Bis eines Tages Luke in James Leben tritt und einen schier unkontrollierbaren Stein in James zum Rollen bringt.
🎭 Figuren / Charaktere
James fand ich als Protagonisten sehr interessant. Es gab Momente, wo ich mich sehr mit ihm identifizieren konnte, aber leider auch sehr viele Momente, die ich wirklich problematisch fand. Unser Protagonist ist nicht nur beinahe blind vor Liebe, sondern viel mehr obsessiv gegenüber Luke. Getarnt wird dies unter dem Deckmantel der „ersten großen Liebe in der Jugend“, wobei nie wirklich aufgearbeitet wird, wie problematisch James' Verhalten doch tatsächlich ist. Leider konnte ich bei James auch keinerlei Entwicklung sehen, außer vielleicht zum Negativen. Denn gegen Ende des Buchs, erleben wir einen Zeitsprung in die Gegenwart, in der James geschieden ist und seine Ehe scheinbar (auch) daran gescheitert ist, dass er noch immer Luke hinterhertrauert. Wie gesagt, finde ich dieses Verhalten sehr bedenklich und ich frage mich, ob James nicht bemerkt, dass Luke vielleicht kein Interesse an ihm hat, wenn sich dieser auch nach 20 Jahren nicht um Kontakt bemüht hat. Aber vermutlich geht James‘ „Verliebtheit“, wie gesagt, darüber hinaus, und ist vielmehr schon Fanatismus.
Luke blieb für mich leider gänzlich blass. Ich weiß auch nach Lesen des Buchs praktisch nichts über ihn, außer dass er aus schwierigen familiären Verhältnissen stammt und wie er in etwa aussieht. Ich hätte tatsächlich gern mehr über ihn erfahren und warum er oft so agiert wie er es tut.
James‘ Bruder Eddie blieb ebenfalls sehr blass als Charakter. Seine „Anfälle“ wurden immer mal wieder über die Geschichte gestreut, aber was es nun tatsächlich mit seiner Krankheit auf sich hat, erfährt man als Leser leider nicht. Die Szene mit den Vergissmeinnicht fand ich dennoch sehr berührend. Schade, dass man nicht mehr über ihn erfahren hat.
🌍 Setting & Atmosphäre
Die Geschichte spielt auf zwei Zeitebenen, wobei wir fast hauptsächlich die Geschichte aus der Vergangenheitsperspektive lesen. Die Stimmung im Buch ist fast durchgehend „bittersüß“. Einerseits freut man sich als Leser, dass James in Luke einen Freund gefunden hat und einen unvergesslichen Sommer erlebt. Andererseits ist da jedoch immer James‘ Besessenheit von Luke, die all die schönen Momente überschattet.
✍️ Schreibstil
Der Schreibstil von Seán Hewítt ist sehr poetisch und blumig. Zu Beginn des Buchs fand ich es etwas mühsam, jedoch findet man schnell in die Geschichte hinein und bald schon empfand ich den Schreibstil als sehr angenehm und irgendwie besonders. Man merkt sofort: Dieser Autor kann schreiben! So schön ich den Schreibstil fand, so enttäuscht war ich leider letztendlich vom Inhalt. Ich musste unwillkürlich an den Satz „viel geredet, aber nichts gesagt“ denken. Ganz so drastisch würde ich das Buch nicht beschreiben, aber ich hatte an den Inhalt einfach deutlich höhere Erwartungen nach Lesen des Klappentextes.
💭 Gedanken & Eindrücke
Das Buch hat mich immer wieder zum Nachdenken gebracht. Einerseits hatte ich immer wieder Mitleid mit James, da er sich so sehr nach zwischenmenschlicher Verbundenheit sehnte und nach der Berührung anderer. So sehr, dass er sogar den Gedanken hatte, sich von einem Obdachlosen missbrauchen zu lassen, da dieser vielleicht darüber hinwegsehen konnte, dass er kein Mädchen war. Diese Szene fand ich so herzzerreißend und hat noch lange in mir nachgeklungen.
Andererseits ist da diese obsessive Seite in James die sich so sehr auf Luke fixierte, selbst Jahrzehnte später. Ich fand es teilweise wirklich erschreckend und fast schon beängstigend zu sehen, wie dieser Fanatismus immer weiterwuchs. Ehrlich gesagt hatte ich mir am Ende des Buchs eine Art Höhepunkt, einen Knall, der das ganze Kartenhaus zum Einsturz bringt, gewünscht. Jener der James vielleicht auf den Boden der Tatsachen zurück bringt.
🏁 Fazit
Mir hat das Buch an sich recht gut gefallen, allerdings habe ich einige Kritikpunkte. Meiner Meinung nach wird der Inhalt des Buchs dem Klappentext nicht gerecht.
Auch finden meiner Ansicht nach zu viele Nebenhandlungen statt, die aber irgendwie ins Leere führen und wie begonnen, aber nicht zu Ende gedacht wirken. Beispielsweise die Geschichte mit James‘ Bruder Eddie, der merkwürdige fast schon gruselige Anruf als James allein Zuhause ist, der Mann im Auto der mit wutverzerrten Gesicht auf James zurast, der Grund für die gemeinsame Flucht und wie lange die beiden weg waren, usw. Letztendlich blieben hier für mich einfach zu viele Fragen offen.
Nichtsdestotrotz handelt es sich um einen sprachgewaltigen Roman mit ernsten Themen in einem bittersüßen Setting.
Aufgrund der oben genannten Punkte vergebe ich 3/5 Sternen.