Zurückkatapultiert in das eigene Erwachsenwerden und die Urgewalt der ersten Liebe

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brigitteb Avatar

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James, der in einer grossen Lebenskrise steckt, nachdem seine Ehe gescheitert ist, kehrt nach 20 Jahren zurück in sein Heimatdorf in Nordengland. Er begibt sich auf gedankliche Zeitreise zurück in jenen Sommer, in dem er 16 Jahre alt war. Damals ging er noch zur Schule und hatte gerade sein Coming-out hinter sich, was in dem konservativen Ort zu Demütigungen und Ausgrenzung führte. Als Einzelgänger verbringt er dort ereignislose und langweilige Tage.

Dies ändert sich schlagartig, als Luke, der Neffe eines Nachbarn in der Nähe einzieht und hier einen Sommer verbringen soll. Obwohl James sich seiner sexuellen Orientierung bereits bewusst war, hatte seine Begierde noch nie den konkreten Weg zu einer Person gefunden. Luke entfacht in James nun dieses Feuer, verhält sich aber selbst stets distanziert und abweisend. Besonders angefeuert durch Lukes Unnahbarkeit, lodern die Emotionen in James umso heller und verzehrender. Dann bahnt sich eine Tragödie an.

Der Roman lebt und atmet durch die lebhafte und intensive Bildsprache, der Gravitationskraft der beiden Protagonisten und dem Wechselspiel von Nähe und Distanz. Ein Buch für alle, deren eigenes Heranwachsen schon etwas zurückliegt, die jedoch bereit sind, diese bitter-süsse Zeit nochmals aufleuchten zu lassen. Wer sich diesem Roman ganz hingibt, wird ihn nicht mit den Augen, sondern dem Herzen lesen. Von der ersten bis zur letzten Seite lag mein Innerstes beim Lesen offen und verletzlich da. Hervorheben möchte ich auch die exzellente Übersetzungsarbeit, die es geschafft hat, dass sich dieser Roman wie die reinste Prosa lesen und geniessen lässt.