Eine Insel zum Verlieben

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kaenzyy Avatar

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Lina ist auf den Färöer Inseln aufgewachsen, auch die Islands of Maybe genannt, doch diese würde sie eigentlich gerne hinter sich lassen. Leider ist dies nicht so einfach, da sie ihren Vater nicht alleine lassen will. Stattdessen führt sie ein B&B, in dem sich Louay für ein paar Wochen einquartiert. Die beiden lernen sich langsam kennen, doch ihre gemeinsame Zeit ist begrenzt.

"Of Thunder and Rain" ist ein wirklich schönes Buch und mit Lina und Louay hatte es wirklich tolle Protagonist*innen. Beide haben zwar ihre Probleme und Sorgen, die sie mit sich herumtragen, dennoch haben sie im Miteinander auch eine gewisse Leichtigkeit versprüht.
Lina ist eine starke junge Frau, die in der Vergangenheit einen großen Verlust bewältigen musste und nun sehr mit ihrem Vater zu kämpfen hat. Die beiden reden kaum noch miteinander und trotzdem lässt sie ihn nicht alleine, obwohl sie ihre Heimat eigentlich verlassen möchte. Dieser Zwiespalt wurde wirklich gut beschrieben und ich habe oft mit ihr zusammen gelitten.
Louay ist ein ruhiger Mensch und Autor aus Kopenhagen, der jedoch zu Beginn einige Sorgen mit sich trägt. Um Abstand zu gewinnen reist er zu den Färöer Inseln. Dort will er nicht nur auf andere Gedanken kommen, sondern auch neue Inspirationen sammeln für sein neues Buchprojekt. Er wirkt oftmals verzweifelt und verspürt großen Druck. Druck den er sich selber macht, aber auch Druck der von außen kommt. Louay möchte alles richtig machen, aber er weiß nicht immer wie er das umsetzen soll.

Zusammen erkunden die beiden die Inseln, besuchen Klippen, Sehenswürdigkeiten und das Meer. Währenddessen lernt man auch als Leser*in das Setting kennen und in dieses habe ich mich sehr schnell verliebt. Auch wenn ich das Buch im Sommer gelesen habe und das Wetter dort eher eine herbstliche Wirkung hatte, habe ich mich gedanklich dort pudelwohl gefühlt. Alles wurde wirklich toll beschrieben und hat in mir den Wunsch geweckt, eines Tages selber dorthin zu reisen.

Aber neben all diesen Sachen, gab es auch ein sehr wichtiges Thema das angesprochen worden ist: Rassismus, und das auf eine vielschichtige Art und Weise.
Es wurde darauf eingegangen, welche Auswirkungen Rassismus haben kann, teilweise noch bevor dieser passiert. Das POCs Vorkehrungen gegen Rassismus treffen, damit ihnen dieser in bestimmten Situationen vielleicht erspart bleibt. Das war für mich wirklich erschreckend zu lesen und hat mir nur nochmal gezeigt, in was für einer privilegierten Situation ich mich befinde, da ich mich damit in meinem Alltag nicht auseinandersetzen muss.
Aber auch darauf wurde eingegangen, auf die Reaktion von weißen Menschen, die den Rassismus anderen gegenüber mitbekommen und das sie dem mehr oder weniger unbewusst entfliehen möchten, auch wenn das nicht die Lösung ist.
Um besser zu verstehen was ich meine, sollte man einfach das Buch lesen.

Fazit: Ein schönes Buch mit einem wundervollen Setting und einer wichtigen Message, ich kann es nur empfehlen.