Liest sich vertraut, und doch speziell

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laberlili Avatar

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Ich finde es faszinierend, wie die Ich-Erzählerin meinen Eindruck von ihr vom Anfang bis zum Ende der Leseprobe bereits über den Haufen wirft: Hatte ich sie aufgrund ihrer Erzählart, die sie wirken lässt, als würde sie generell nie zu reden aufhören können, und ihrer Darstellung des ständigen Unterwegsseins zunächst für hyperaktiv gehalten, und zu überlegen begonnen, ob sie nicht doch auch klare Anzeichen einer Depression zeigt, grad als sie die eindeutige Vernachlässigung ihrer Wohnung ansprach (die ihren Worten bis "kurz zuvor" ja noch von ihrem Ehemann gepflegt worden war: wie schnell hat die Wohnung denn da derart verlottern können?) - da wurde berichtet, wie Depressionen in ihrer da neuen Clique thematisiert worden, aber in erster Linie verblüffte mich die Aussage, dass sie "endlich ein Studentenleben" habe: die Trennung war erst kurz zuvor erfolgt, die Ehe war nicht von besonders langer Dauer, den Mann hatte sie bereits kurz nach dem Kennenlernen geheiratet, aber sie war ja nun schon am Ende des Studiums angelangt. Am Anfang der Leseprobe hätte ich darauf gewettet, dass die Protagonistin auch zu Schulzeiten schon eher flatterhaft gewesen wäre, und generell eine der Personen, die immer im Zenit stehen - und dass sie seit Beginn des Studiums das "klischeehafte" Studierendenleben geführt hätte.

Generell spricht mich "Ohne mich" aber sehr an; einige Aussagen lassen die Protagonistin auf mich sehr abgeklärt wirken (z.B. wieso sie an keiner Botschaftsanstellung interessiert ist) und zugleich aber unbekümmert; womöglich zieht mich diese Erzählung zusätzlich aber auch deswegen an, weil ich aus dem Münsteraner Raum komme, die Beschreibung der Örtlichkeiten Heimatgefühle weckt, und mir generell alles vertraut vorkommt, nachdem sich doch so Einige meiner ehemaligen Mitschüler*innen auch an der Uni Münster eingeschrieben hatten.
Ein Roman, den ich auf jeden Fall weiterlesen möchte!