Ambivalente Gefühle.

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literaturentochter Avatar

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„Auf eine Art hat der Ehemann sehr wohl zu mir gepasst. Leider war es genau die Art, mit der man sich in die Scheiße reitet“ (S. 7).


So, diese Scheiße wird jetzt mal genauer definiert:
Die namenlose Protagonistin fährt mit ihrer ersten großen Liebe direkt in den Hafen der Ehe ein. Klingt sehr schön, jedoch ist das Ende der Ehe bereits besiegelt und die Protagonistin und der Ehemann sind zu Beginn des Buches bereits getrennt. Aus dieser Situation manifestiert sich eine Sinnkrise.


Eindrücklich beschreibt Esther Schüttpelz in ihrem Debütroman „Ohne mich“ den Weg einer orientierungslosen Frau, welche nicht nur den sicheren Hafen der Ehe wieder verlassen hat, sondern auch den geschützten Rahmen des (Jura-)Studiums.
Jetzt muss sich die Mittzwanzigerin im Berufsleben behaupten.


Die Erzählerin wirkt auf mich sachlich und intelligent, außerdem ist sie sehr humorvoll. Allerdings macht sie um ihr Gefühlsleben einen großen Bogen. Für mich als Leserin ist diese Situation und ihre Ablenkungsstrategien kaum aushaltbar. An diesen Stellen hat mich das Buch nicht wirklich verloren, aber ich konnte auch nicht richtig mitgehen. Ich mag’s, dann wieder nicht so.


Der Schreibstil von Esther Schüttpelz ist rough – die Lektüre wirkt auf mich wie eine Rohfassung, aber eine von der verdammt guten Sorte! Liegt wohl auch an dem irre schnellen Tempo, in dem die Geschichte erzählt wird.



Am Ende lässt mich dieses Buch mit ambivalenten Gefühlen zurück – es ist eine Mischung aus Witz, Verzweiflung und dem wahren Leben. Darf gerne gelesen werden, muss aber nicht unbedingt sein.