Ein Neuanfang, der nicht geplant war

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januar12 Avatar

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Fast fertig mit dem Jura-Studium, weiblich, Mitte zwanzig....und frisch getrennt vom Ehemann. Was erwartet man vom Leben, vom (Ex-)Partner, wie verarbeitet man überhaupt eine zerbrochene Ehe? Wer hatte Schuld,wenn es überhaupt eine Schuldfrage gibt? War es richtig so früh zu heiraten? Wie soll es nun privat und auch beruflich weitergehen?

Das sind alles Fragen, die sich die junge Protagonistin stellt. Als Leser begleiten wir sie durch ihren Alltag, der Versuch, diese Wendung in ihrem Leben zu verstehen, damit zu recht zu kommen, neu anzufangen, aber auch den Schmerz, die Schmach nicht nur mit Alkohol zu betäuben. Sie will der Leere nicht nur in ihrer Wohnung entfliehen und versucht diese mit Feiern und Ablenkung zu übertönen. Aber es gibt ja noch mehr, die Ausbildung, die Kommilitonen, die Familie. Wir lesen über ihre Selbstweifel, ihre gedanklichen Rückblenden und Vorstellungen über das Geschehene, die nicht immer objektiv sind, sie redet sich einiges schön, vor allem was sie selbst und den "Ehemann" betrifft, der die allermeiste Zeit des Romanes namenlos bleibt, genau wie sie selbst.

Ein ungewöhnlicher Schreibstil, der einen dennoch packt und einen das Bild des "dabei seins" vermittelt, vor allem was die Gefühle und Gedanken der Protagonistin angeht. Scheinbar ohne roten Faden, dennoch wirkt gerade dadurch alles authentisch. Alles geschrieben aus der Ich-perspektive, das vergrößert die Authentizität und vielleicht fragt man sich auch deshalb oft, wieviel autobiografisches der Autorin steckt dahinter?
Wir begleiten die junge Frau nach der einschneidenden Trennung und ihrem Versuch irgendwie damit klar zu kommen. Man spürt ihre Zerrissenheit, ihre Verletzlichkeit, ihre Einsamkeit, ihre Suche nach einem Anker und dem Wunsch irgendwie, irgendwo dazu zu gehören. Im privaten wie im beruflichen Leben. Es gilt eingeschlagene Wege zu hinterfragen und neue einzuschlagen, nicht immer einfach in einer Welt voller Chancen, aber auch Tretminen.
Am Ende des Romanes dann überraschende Wendungen, die auch dem Leser zeigen, dass es immer zwei Seiten im Leben gibt und die die Lektüre rund abschließen und dennoch Stoff zum Nachdenken geben.