Ein Roman mit viel Interpretationsspielraum und großartigem Stil!

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luisabella Avatar

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»Ganz allgemein ging es natürlich um das Gleiche wie immer, null von zwei Personen fühlten sich WERTGESCHÄTZT, zwei von zwei Personen schmissen mit gemeinen Vorwürfen um sich, du nimmst zu häufig Drogen, und du trinkst zu viel Wein, du gibst zu viel Geld aus, und du hast keine Ambitionen, […] « (S. 189)

In knackigen, kurzen Sätzen schreibt Esther Schüttpelz in ihrem Debüt »Ohne mich« über eine namenlose Protagonistin, die Jura studiert, in Münster ihr Referendariat absolviert und sich aktuell im Scheidungsjahr ihrer Ehe befindet. Auch wenn sie vordergründig hart im Nehmen wirkt und vielleicht auch vor allem hart zu sich selbst ist - was ihr auch von anderen Personen unterstellt wird -, setzt ihr die Trennung mehr zu, als sie wahrhaben möchte. Innerhalb dieses Jahres passieren natürlich einige Dinge, die ich an dieser Stelle nicht vorwegnehmen möchte. So viel sei aber gesagt: Stellenweise erinnerte es mich an die Lektüre »HAHA HEARTBREAK« (Spoiler: Ein fulminanter Roman!💖).

Der Mix aus Ich-Perspektive, knackige Sätzen, fehlender Interpunktion bei wörtlicher Rede, gezielter Einsatz von Versalienschrift bei einzelnen Wörtern machen diesen Schreibstil und das Buch aus. Als lesende Person fühlt man sich so, als teile man Gedankenwelt der Protagonistin 💭

Ich habe bei einigen Passagen lachen müssen und den Sarkasmus bzw. Zynismus der Protagonistin sehr gefeiert. 🤝🏼 Was mich an der Lektüre etwas irritiert, ist dass der beschriebene Alkohol- und Drogenkonsum 🍸 nicht kritisch hinterfragt und teilweise sehr exzessiv wird … Zudem hätte ich mir noch mehr mehr Fokus auf die Innenwelt der Protagonistin bzw. Selbstreflexion gewünscht. Sie analysiert ihre ihre Mitmenschen sehr genau und ist ingesamt eine sehr intelligente und sachliche Person. Die Selbstreflexion und auch ihre Gefühlswelt lassen sich dabei aber vor allem zwischen den Zeilen herauslesen. Ob die Autorin dies bewusst so geschrieben hat, ist dabei natürlich Interpretationsspielraum - den ich hier ingesamt als sehr hoch ansehe. Ebenso, wie die Tatsache, dass es doch einige Parallelen zum Leben der Autorin selbst gibt, was mich als Lesende fragen lässt, wie autobiografisch oder wie fiktiv das Buch ist. To sum it up: A LOT OF Interpretationsspielraum.

Von mir gibt es definitiv eine LESEEMPFEHLUNG 🤍