Erwachsen werden

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stricki Avatar

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Eine junge Frau, einerseits "blond und brav" als Jurastudentin auf den verschiedenen Etappen ihres Studiums, hemmungslos beim Feiern, und zutiefst traurig wenn sie an ihre frische, bereits zerbrochene Ehe denkt, an Freundschaften, die sich verlaufen, weil sich alles so schnell ändert, mit Mitte Zwanzig, die nun leere Getrenntlebendenwohnung ...

Esther Schüttpelz ist ein wunderbarer Roman über eine junge Frau gelungen, die mit sich selbst und ihrer Trauer über ihre kaputte Ehe kämpft, die ihren Platz im Leben sucht, die zwischen unbändiger Lebenslust und seriöser Karriere schwankt.

Sie reißt einen direkt mitten in die Geschichte, die so rotzig trotzig geschrieben ist. Ich liebe die GROSSBUCHSTABEN, die so gern ironisch daher kommen. Der EHEMANN, beispielsweise, der Böse, der sie nicht mehr lieben will. Oder sie ihn, oder beide, ach, diese Generation. Sie weiß nicht was sie will. Weh tut aber auch das. Oder vor allem das?
Sie versucht alles, von besoffen Rumknutschen über Yogacamp, von Wohnung vergammeln lassen bis ernsthaft studieren. Sie versucht cool zu wirken, aber irgendwann bröckelt die Fassade.

Die Autorin beschreibt diese Phase, wenn es richtig ernst wird mit dem Erwachsenwerden, sehr plastisch und realistisch. Wenn der Lack die ersten ernsthaften Kratzer abkriegt, das Leben einem die Enttäuschung direkt ins Gesicht schreibt. Und sie schreibt darüber in einer wunderschönen Sprache:

"Zum Glück kennt Laura mich gut und weiß, dass Be- und Entgeisterung bei mir kommen und gehen wie Flohmarktbesucher."(S.29)

"Alles stimmt in diesem Moment, außer vielleicht die Fahrtrichtung."(S.136)

"Heiligabend zieht an mir vorbei wie ein schwerer Tanker auf einem Kanal."(S.182)

Ein tolles Debüt, ich freue mich auf mehr von ihr.