I feel it

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abibliophobia Avatar

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Das Cover spricht mich nicht unbedingt an, der Klappentext dafür umso mehr. Die Autorin hat in Münster studiert. Ich lebe in Münster und liebe diese Stadt. Sie spricht genau ein Thema an, das viele beschäftigt, nicht nur in der Generation Z, sondern auch darüber hinaus. Es stellt sich die Frage, ob eine frühe gescheiterte Ehe mit Anfang 20 besser ist, als mit Mitte 30 unverheiratet und Single zu sein oder welches Konzept tatsächlich individuell glücklich macht.
Es geht um verpasste Chancen und Möglichkeiten oder um Entscheidungen, die man bereut und vor allem um die Frage, ob man überhaupt etwas bereuen sollte.
Daher habe ich die ersten Seiten des Buches mit einer gewissen Spannung gelesen. Besonders auch, da ich das Interview mit Esther Schüttpelz vorher gelesen habe, bevor ich das Buch begonnen hab. Das war eine Bauchentscheidung und für mich auch neu, das Buch von hinten zu beginnen. Nach dem Interview hatte ich umso mehr Lust das Buch zu beginnen. Esther ist super sympathisch und ich wollte wissen, ob die Protagonistin den gleichen ersten Eindruck auf mich macht. Dazu kann ich nur sagen: absolut, sie klingt jung, mal taff, dann wieder zerbrechlich. Sie ist unfassbar witzig, mit dem Humor konnte ich mich direkt identifizieren.
Durch die Erzählung fühlt man sich ihr manchmal sehr nah und dann wieder ganz weit weg. Einen Namen hat sie nicht, genauso wie der Ehemann der dann zum Ex-Ehemann wurde. Der Wechsel zwischen Nähe und Distanz sorgt für unfassbare Spannung und fesselt den Leser an jede Seite. Der Schreibstil ist schnell, aber angenehm. Man fliegt nur so durch die Seiten.
Sie passt in ihre Generation, ist dann aber auch wieder individuell, ein Wechsel der Extremen, der sie undurchschaubar wirken lässt.
Die Worte sind tief und eindringlich, trotz der vermeintlichen Distanz spürt man sie deutlich. Ich liebe diesen einzigartigen Erzählstil wirklich sehr. Manchmal ist es so Klischee-Generation z und manchmal so alt und weise.
Einige Themen werden erwähnt ohne dass sie starken Bezug zur Handlung haben (Drogen, Depression, Selbstreflektion) so als müsste man sie einfließen lassen, um sie mal erwähnt zu haben. Das ist etwas störend. Es folgt eine überraschende Wendung mit der man nun wirklich nicht gerechnet hat.
Eine grandiose Beschreibung der Entwicklung von Freundschaften, Ansichten, Beziehungen und der Person selbst im Laufe des Erwachsenwerdens. Empfehlenswert!