Welpenliebe

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constanze_pachner Avatar

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"Sie ist Mitte zwanzig, gerade fertig mit dem Studium und genauso frisch verheiratet wie getrennt. Was tun, nachdem eine erste große Liebe krachend gescheitert ist? Die Erzählerin von Esther Schüttelpelz' Roman sucht. Nach dem Grund für die Trennung. Nach einem Plan für die Zukunft. Nach Freundschaft und nach Nähe und Rausch und Vergessen.."

'Ohne Mich' ist in seiner kompositorischen Ausgereiftheit ein wackeliges Debüt, welches aber an vielen Stellen mit einer sowohl bissig dürstenden als auch sich verzehrend zerbrechlichen Erzählstimme glänzt.
Ich bin ein Verfechter davon, dass jedes Problem ernst genommen gehört, nicht locker vom Hocker über es zu reden gilt, so klein es auch für jemand anderen zu sein scheint. In diesem Roman werden Probleme, die schwer wiegen und geduldig auf eine Lösung warten müssen, lange im dramaturgischen Getümmel bagatellisiert. Da wird die essentielle Verwüstung der Seelen kurz angeschnitten, gewinnt an gehaltvoller Dramatik, um sich dann einfach wieder im bemäntelt kuscheligen Raum zu verstecken. Das Trennungsjahr vor der Scheidung zieht die Mäntel aber aus - entblößt die Eheleute skrupellos vor sich selbst und lässt sie erst einmal in einer Spiegelarena auf sich allein gestellt zurück.
Nach dem die Handlung lange vor sich hin dröppelte, die Figuren nach Tiefe suchten, alles stromflüssig ohne große Überraschungen in die zuvor erahnte Richtung lief, verliert die Erzählerin zum Ende das Festhalten der den Leser+innen gegenüber eingenommenen Distanz und begibt sich in die Spiegelarena. Das Ganze gewinnt an Substanz, wird profund authentisch, verletzlich befreiend, setzt final ganz ohne Sentimentalität den Schmerz in den Fokus, da wo er zu Recht hingehört.

"(...) und dann sieht man ihn an, den anderen, und es tut weh, und zugleich tut es gut, und es tut einem alles so leid, und dabei fühlt man etwas, zur Abwechslung, man fühlt sich so richtig als Mensch, der es verdient, geliebt zu werden, (...). Welpenliebe heißt: Bald ist es vorbei." (S.155)