Mehr als okay!

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literaturentochter Avatar

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Sam, geboren und aufgewachsen in Stockholm, lernt Luc in London kennen. Doch ihre Zeit in London ist begrenzt, da Sam in Stockholm fest angestellt ist. Und nur auf Zeit, für ein berufliches Praktikum, einen Sommer in London verbringt. Während Sam durch das Praktikum in London ihren Lebenslauf aufpolieren will, steht Luc in einer ganz anderen Phase des Lebens. Nach seinem Studium und diversen Abschlüssen ist er auf der Suche nach einem festen Job. Bisher erfolglos. Um sich über Wasser zu halten jobbt Luc in einer Boutique. Diese Arbeitsstelle hat er bereits seit der Uni – damals diente der Job als Einkommensquelle während der Uni, inzwischen hat sich seine Einstellung zur Arbeit in der Boutique geändert. Luc möchte endlich als Maschinenbauingenieur durchstarten, anstatt sich in der Boutique die Beine in den Bauch zu stehen.
Während Sam sich in London treiben lassen will, gerne unterwegs ist und auch mal mehr als ein Gläschen Alkohol trinkt, möchte Luc ein geregeltes Leben. Privat ist er hier gut aufgestellt – achtet auf seine Kalorien- und Nährstoffzufuhr und geht regelmäßig ins Fitnessstudio. Die Vorstellungen eines gelungenen Tages könnten nicht unterschiedlicher sein und doch finden Sam und Luc sehr schnell zusammen und beschließen den Sommer als Paar zu verbringen. Damit die Beziehung und der gemeinsame Sommer unbeschwert bleiben kann, finden die beiden sehr schnell eine Lösung: Sie verstellen sich und das Unglück nimmt seinen Lauf…

»Wir wussten, dass es nicht für immer war, und die zeitliche Begrenzung rechtfertigte die permanente Überdosis. Ohne Deadline hätten wir von Anfang an unsere Zweifel gehabt, weil wir so grundverschieden sind. So ist es besser. Ein sensationeller Sommer« (S. 102).

Sie können nicht miteinander, aber auch nicht ohne einander. Die On-Off-Beziehung zwischen Sam und Luc zieht mich schleichend in ihren Bann und ohne es zu merken, bin ich tief drin, infiziert von ihrer Geschichte und kann nicht mehr aufhören zu lesen! 
Ein Plot Twist jagt den nächsten, so entsteht Tempo, ich kann kaum verschnaufen und was ich als Happy End in der Geschichte von Sam und Luc definiere, ändert sich gefühlt alle 10 Sekunden. Jenny Mustard schafft es, mich atemlos in eine Geschichte zu stecken, von der ich zwar nicht sofort begeistert war, aber ich am Ende kaum genug bekommen konnte. Was für ein tolles Debüt, bitte gerne mehr davon!

Und in ganz zarten Tönen erzählt »Okaye Tage« auch eine Geschichte, die über Migration und die eigene Herkunft spricht.

»Ich [Sams Pappa] bin glücklich in Stockholm. Ich habe mir die Stadt zu eigen gemacht. Natürlich werde ich immer Rumäne bleiben, aber ich bin eben auch Stockholmare. Man kann beides sein. Und ich glaube, du bist keine Stockholmare, sondern Londonare« (S. 181).



CN: C2- und Drogenkonsum, Abtreibung.

Aus dem Englischen von Lisa Kögeböhn. Vielen Dank für diese tolle Übersetzung und die Neologismen, die dieses Buch hergibt! »schlafgesättigt« (S. 139) oder »bubbleteagetränkt« (S. 310). Ich liebe sie alle <3