Eine ruhige Reise, die mehr verspricht als sie hält (Hörbuch)

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Dieses Buch hat definitiv Potenzial, doch irgendwie konnte mich die Geschichte nicht so richtig packen. Die Grundidee einer Reise mit einer dementen Mutter nach Japan, auf der sich alte Wunden öffnen und Familiengeheimnisse ans Licht kommen, klang spannend und emotional. Doch leider hat sich das Buch für mich eher wie eine Sammlung von Momentaufnahmen angefühlt, die nicht wirklich zusammenfließen wollten.
Die Erzählweise ist ruhig und distanziert. Es gibt viele Rückblenden und Zeitsprünge, die den Lesefluss bzw. Hörfluss manchmal ins Stocken bringen. Ich fand es besonders schwer, mich mit den Charakteren richtig zu verbinden. Aki, die Tochter, hat zwar eine spürbare Zerrissenheit in sich, aber ihre Gefühle gegenüber ihrer Mutter und die wechselnden Beziehungen wirken oft eher oberflächlich und nicht immer greifbar. Dass sich Keiko, die an Demenz leidet, in Japan plötzlich zu erinnern scheint, ist ein schönes, aber leider zu wenig vertieftes Motiv.

Die kurzen Kapitel und die sprunghafte Erzählweise – mal in der Gegenwart, mal in der Vergangenheit – bringen keine klare Linie in die Geschichte. Es gibt viele Erzählmomente, die das Leben von Aki und ihrer Familie zeigen, aber sie bleiben oft nur Bruchstücke. Gerade die Reise nach Japan, die eine emotionale Reise hätte sein können, wirkt in ihrer Darstellung etwas unvollständig und hätte mehr Tiefe verdient.
Positiv hervorzuheben ist, dass das Buch einige interessante Einblicke in die japanische Kultur gibt. Die Onigiri, die immer wieder als Symbol für Trost und Verbindung in der Familie auftauchen, sind ein schöner roter Faden, der allerdings nicht genug Gewicht bekommt, um die eher kühlen Erzählpassagen aufzulockern.

Insgesamt ist „Onigiri“ ein leises, nachdenkliches Buch, das sicher seine Leser findet. Aber für mich fehlte es an Emotionen, Tiefe und einem klareren Handlungsbogen, um wirklich zu überzeugen. Die Idee war stark, aber die Umsetzung nicht ganz so kraftvoll, wie ich es mir gewünscht hätte.