Sanft und klar, fast poetisch

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Yuko Kuhns Onigiri ist ein leises, tief berührendes Porträt einer Familie zwischen zwei Welten — Deutschland und Japan. Mit viel Feingefühl erzählt sie die Geschichte von Aki, die ihre demenzkranke Mutter auf eine letzte Reise zur japanischen Verwandtschaft begleitet und dabei nicht nur ihre Mutter, sondern auch sich selbst neu entdeckt.

Die Erzählweise ist sanft und klar, fast poetisch. Kuhn gelingt es, mit wenigen Worten große emotionale Tiefe zu erzeugen.

Der kulturelle Spagat zwischen Ost und West wird nicht dramatisch inszeniert, sondern still und eindringlich gezeigt — als tägliche Realität, die Identitäten formt und herausfordert.

Die Darstellung von Demenz wirkt authentisch und gleichzeitig voller Würde. Keikos Wandlung auf der Reise zeigt, wie stark Orte und Erinnerungen in uns leben, selbst wenn Worte manchmal fehlen.

Die Beziehung zwischen Mutter und Tochter steht im Zentrum: fragil, von Schuldgefühlen und Sehnsucht geprägt – und gerade deshalb umso kostbarer.

Onigiri ist kein lauter Roman, sondern einer, der nachhallt. Er verbindet familiäre Intimität mit großen Themen wie Erinnerung, kulturelle Herkunft und Identitätsfindung. Wer sich auf diese stille Reise einlässt, wird reich belohnt – mit Momenten voller Wärme, Traurigkeit und Hoffnung.