Sehr berührend

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sonnenblumeberlin Avatar

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Yuko Kuhn erzählt mit Onigiri eine leise, berührende Geschichte über Familie, Erinnerung und die Suche nach Zugehörigkeit. Im Mittelpunkt steht Aki, die ihre demenzkranke Mutter Keiko ein letztes Mal nach Japan begleitet. Eine mutige Reise, die nicht nur körperlich, sondern auch emotional weit führt.

Die Handlung entfaltet sich ruhig, mit vielen fein beobachteten Momenten zwischen Mutter und Tochter. Besonders bewegend ist, wie sich Keiko im alten Elternhaus plötzlich wieder erinnert, wie ein Lichtstrahl durch den Nebel der Demenz. Dieser Augenblick, ebenso wie Akis allmähliches Verständnis für die Lebensleistung ihrer Mutter, ist ein zentraler Höhepunkt der Geschichte.

Kuhn gelingt es, komplexe Themen wie kulturelle Identität, Ausgrenzung und familiäre Belastungen mit großer Sensibilität zu schildern. Die Rückblenden in Keikos Vergangenheit werfen ein klärendes Licht auf ihr Schweigen, ihre Müdigkeit, aber auch auf ihre stille Stärke. Gleichzeitig wird das Alltagsleben in Japan in kleinen, anschaulichen Details eingefangen, nicht belehrend, sondern ganz natürlich in die Geschichte eingebettet.

Onigiri ist ein leises Buch mit bleibendem Nachhall. Es zeigt, wie tief verwurzelte Gefühle und Erinnerungen durch Liebe, Geduld und den richtigen Ort wieder aufblühen können. Wer sich für interkulturelle Geschichten, den Umgang mit Demenz oder einfach für berührende Familiengeschichten interessiert, wird hier fündig.