Tief berührend

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kathibo Avatar

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Dieses Buch bricht von innen heraus auf.

Mehr als einmal musste ich beim Lesen die Tränen zurückhalten und habe mit Schmerz im Herzen an meine eigenen Eltern denken müssen. Dieses Buch begleitet die Suche nach den Wurzeln der eigenen Identität, das Aufdecken des Lebens der eigenen Eltern (ja, sie haben vor unserer Geburt die Frechheit eines eigenen Lebens besessen!) und das ständige hin und her zwischen dem Verlangen nach Familie und Zugehörigkeit und dem Ausleben der eigenen Freiheit.
Aber der große thematische Schwerpunkt ist die Demenz und was es für Kinder bedeutet, wenn die eigenen Eltern auf einen angewiesen werden - und einen vielleicht nicht einmal richtig erkennen können. Die Geschichte beschreibt die Krankheit wie sie ist: Ein schmerzhafter und schleichender Prozess. Aber sie beschreibt auch, dass es heißt nicht aufzugeben und das trotz der Demenz eine liebevolle und anreichernde Beziehung möglich ist, wenn auch mit vielen Rückschlägen und Hindernissen.

Das Buch ist interessant geschrieben, mit einem Wechsel zwischen der aktuellen Zeit und der Kindheit der Protagonistin. Auf diese Weise wird die Verschiebung des Rollenverhältnisses zwischen ihr und ihrer Mutter noch deutlicher - und noch schmerzhafter. Denn als Leser leidet man nicht nur mit durch die fortschreitende Demenz, sondern auch um all das, was der Mutter widerfahren ist und was die Protagonistin als Kind noch gar nicht verstanden hat.

Dieses Buch hat bei mir eine noch größere Wertschätzung für meine Eltern und Großeltern ausgelöst und gleichzeitig die Angst, dass Demenz auch für uns irgendwann ein Thema sein könnte.

Besonders ist an dem Buch, dass es keine direkte Rede gibt. Am Anfang war das sehr gewöhnungsbedürftig, aber auf diese Weise wurde man als Leser noch mehr in den Kopf der Protagonistin gefesselt.