Vor dem Unabwendlichen

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gerwine ogbuagu Avatar

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„Ich warte doch auf sie, immer noch warte ich auf sie, ich werde immer auf sie warten, auf meine Mutter“ (S. 180).
Diese Familiengeschichte einer ganz besonderen Art umarmt zwei Kontinente. Europa und Asien. Sie beginnt mit Betrachtungen über die in Japan verstorbene Großmutter, die sich verflechten mit der Gegenwart und den Erinnerungen an das Leben der Erzählerin mit ihrer eigenen Mutter. Die Autorin erzählt von ihrer eigenen Kindheit mit der Mutter. Sie schreibt einen sachlichen Stil, darin schlummern tiefe Gefühle. Szenarien werden belebt, die nicht nur das Leben der Verstorbenen in Japan aufleben lassen sondern auch das, was die Enkelin Aki in ihrer Kindheit mit der japanischen Großmutter und ihrer deutschen Familie väterlicherseits erlebte. Aki lebt mit ihrer Mutter Keiko und ihrem Bruder Kenta zusammen.
Oft verbringt sie die Ferien bei den wohlbetuchten deutschen Großeltern, wo sie dankbar selbstverständlichen Überfluss in einer wohlhabenden Familie erlebt. Im eigenen Zuhause geht es anders zu, nachdem ihre Eltern sich getrennt hatten – der Vater war ausgezogen. Diese Beschreibung des Lebens einer deutsch-japanischen oder japanisch-deutschen Familie lässt uns fragen, wie Aki es wohl in Deutschland ausgehalten hat - den Schulbesuch…dabei bleibt es nicht aus, dass ihr „Schlitzauge“ nachgerufen wird. Tapfer hält sie es aus und findet auch Freundinnen, deren Leben zu Hause so anders ist als ihres. Ihre Kindheit ist vorüber, als der Tod der Großmutter eintrifft.
Akis Mutter scheint den Tod ihrer eigenen Mutter Yasuko nicht zu verstehen. Aki beschließt, mit ihr nach Japan zu reisen, sie hofft, dass diese Reise auch ihrer Mutter die Klarheit des Geistes – zum Teil – wiedergeben könnte. Die Reise nach Japan eröffnet Tochter und Mutter unendlich viele Erinnerungen an Vergangenes. Dies wiederum wirft Licht auf so Vieles, das vorher eher rätselhaft erschien oder sogar bislang keine wichtige Rolle spielte. Wertvolle Beobachtungen bringen Erkenntnisse, die allen in einer Familie helfen können, Dinge anzunehmen, die auch schmerzhaft sein können. Das Leben ist ein immerwährender Fluss.