Gesellschaftskiritik vom Feinsten
In "Only Margo" greift Rufy Thorpe ein brandaktuelles Thema auf und verwebt dieses mit den gesellschaftlichen Bedingungen, unter denen alleinerziehende Mütter in westlichen Gesellschaften ihre Kinder großziehen sollen, und den scheinheiligen Argumenten, die für und gegen Schwangerschaftsabbrüche gebracht werden.
Bemerkenswert ist die wechselnde Erzählperspektive des Romans: Thorpe alterniert zwischen Passagen in der dritten und ersten Person. Diese Technik scheint bewusst eingesetzt, um das Spannungsfeld zwischen Eigen- und Fremdwahrnehmung der Protagonistin zu beleuchten sowie verschiedene zeitliche Ebenen zu verknüpfen. Stilistisch bleiben die unterschiedlichen Erzählperspektiven dabei allerdings nahtlos verbunden, sodass ich keinen Effekt beim Lesen gespürt habe.
Margo, eine junge Studentin, lässt sich auf eine Affäre mit ihrem älteren Professor ein. Als sie unbeabsichtigt schwanger wird und eine Abtreibung verweigert, verweigert der Kindsvater die Verantwortungsübernahme.
Schnell wird deutlich, dass viele Menschen zwar Meinungen über zu einem Schwangerschaftsabbruch und der "richtigen Entscheidung" haben, die Unterstützung für Mutter und Kind jedoch oft mit der Geburt endet.
Der Kindsvater interessiert sich zunächst nur dafür, dass die Angelegenheit nicht an die Öffentlichkeit gerät, um seinen Professorentitel nicht zu gefährden. Er zahlt Margo ein einmaliges Schweigegeld, von dem sie zunächst lebt. Gleichzeitig ist Margo bewusst, dass sie neue Einkommensquellen erschließen muss, die mit der Kinderbetreuung vereinbar sind (Geld für eine Betreuung hat sie nämlich nur wenig).
Um weitere Einnahmequellen zu generieren, eröffnet Margo einen OnlyFans-Account. Anfänglich postet sie Fotos von ihren Brüsten, später auch Videos, darunter solche von Selbstbefriedigung. Im Laufe der Zeit versteht sie zunehmend die Funktionsweise des Algorithmus und was bei den Followern gut ankommt. Sie vernetzt sich mit anderen Frauen, die ebenfalls OnlyFans-Accounts betreiben, und kann dadurch ein gutes Einkommen erzielen.
Diese Entwicklung bleibt allerdings nicht ohne Konsequenzen: In ihrem Umfeld werden Menschen auf ihren Account aufmerksam, darunter ihre frisch verheiratete Mutter und der Vater des Kindes. Margo sieht sich mit Jugendamts-Gutachten, psychologischen Tests und Vaterschaftsansprüchen konfrontiert. Letztendlich gelingt es ihr jedoch, überzeugend darzulegen, dass das Kind bei ihr am besten aufgehoben ist, mit regelmäßigem Kontakt zum Vater.
Parallel dazu entwickelt sich eine Affäre mit einem ihrer OnlyFans-Follower, die jedoch schnell an Grenzen stößt. Der Mann kommt nicht gut damit zurecht, dass Margo von vielen Menschen primär als Mittel der Selbstbefriedigung wahrgenommen wird. Dieser Konflikt bleibt im Buch unaufgelöst, sodass am Ende zwar eine vorübergehende Lösung präsentiert wird, allen Beteiligten jedoch klar ist, dass dies nur ein Zwischenschritt sein kann.
Ich mochte am Buch vor allem die vielschichtige Darstellung der Protagonistin. Thorpe vermeidet platte Stereotype und zeigt Margo als komplexes Individuum, nicht als bloßes Objekt. Immer wieder thematisiert der Roman die gesellschaftlich angenommene Wertigkeit von Frauen, weiblichen Körpern und weiblichen Entscheidungen - ein Diskurs, der meist von außen und oft von Männern dominiert wird.
Persönlich war ich von dem Buch sehr angetan. Es behandelt ein relativ neues gesellschaftliches Phänomen auf eine reflektierte, nuancierte Weise. Ich würde mir tatsächlich eine Fortsetzung wünschen, da die langfristige Entwicklung der Protagonistin durchaus Potenzial bietet. Unabhängig davon kann ich "Only Margo" all jenen empfehlen, die feministische Literatur schätzen und sich kritisch mit gesellschaftlichen Fehlstellungen auseinandersetzen möchten.
Bemerkenswert ist die wechselnde Erzählperspektive des Romans: Thorpe alterniert zwischen Passagen in der dritten und ersten Person. Diese Technik scheint bewusst eingesetzt, um das Spannungsfeld zwischen Eigen- und Fremdwahrnehmung der Protagonistin zu beleuchten sowie verschiedene zeitliche Ebenen zu verknüpfen. Stilistisch bleiben die unterschiedlichen Erzählperspektiven dabei allerdings nahtlos verbunden, sodass ich keinen Effekt beim Lesen gespürt habe.
Margo, eine junge Studentin, lässt sich auf eine Affäre mit ihrem älteren Professor ein. Als sie unbeabsichtigt schwanger wird und eine Abtreibung verweigert, verweigert der Kindsvater die Verantwortungsübernahme.
Schnell wird deutlich, dass viele Menschen zwar Meinungen über zu einem Schwangerschaftsabbruch und der "richtigen Entscheidung" haben, die Unterstützung für Mutter und Kind jedoch oft mit der Geburt endet.
Der Kindsvater interessiert sich zunächst nur dafür, dass die Angelegenheit nicht an die Öffentlichkeit gerät, um seinen Professorentitel nicht zu gefährden. Er zahlt Margo ein einmaliges Schweigegeld, von dem sie zunächst lebt. Gleichzeitig ist Margo bewusst, dass sie neue Einkommensquellen erschließen muss, die mit der Kinderbetreuung vereinbar sind (Geld für eine Betreuung hat sie nämlich nur wenig).
Um weitere Einnahmequellen zu generieren, eröffnet Margo einen OnlyFans-Account. Anfänglich postet sie Fotos von ihren Brüsten, später auch Videos, darunter solche von Selbstbefriedigung. Im Laufe der Zeit versteht sie zunehmend die Funktionsweise des Algorithmus und was bei den Followern gut ankommt. Sie vernetzt sich mit anderen Frauen, die ebenfalls OnlyFans-Accounts betreiben, und kann dadurch ein gutes Einkommen erzielen.
Diese Entwicklung bleibt allerdings nicht ohne Konsequenzen: In ihrem Umfeld werden Menschen auf ihren Account aufmerksam, darunter ihre frisch verheiratete Mutter und der Vater des Kindes. Margo sieht sich mit Jugendamts-Gutachten, psychologischen Tests und Vaterschaftsansprüchen konfrontiert. Letztendlich gelingt es ihr jedoch, überzeugend darzulegen, dass das Kind bei ihr am besten aufgehoben ist, mit regelmäßigem Kontakt zum Vater.
Parallel dazu entwickelt sich eine Affäre mit einem ihrer OnlyFans-Follower, die jedoch schnell an Grenzen stößt. Der Mann kommt nicht gut damit zurecht, dass Margo von vielen Menschen primär als Mittel der Selbstbefriedigung wahrgenommen wird. Dieser Konflikt bleibt im Buch unaufgelöst, sodass am Ende zwar eine vorübergehende Lösung präsentiert wird, allen Beteiligten jedoch klar ist, dass dies nur ein Zwischenschritt sein kann.
Ich mochte am Buch vor allem die vielschichtige Darstellung der Protagonistin. Thorpe vermeidet platte Stereotype und zeigt Margo als komplexes Individuum, nicht als bloßes Objekt. Immer wieder thematisiert der Roman die gesellschaftlich angenommene Wertigkeit von Frauen, weiblichen Körpern und weiblichen Entscheidungen - ein Diskurs, der meist von außen und oft von Männern dominiert wird.
Persönlich war ich von dem Buch sehr angetan. Es behandelt ein relativ neues gesellschaftliches Phänomen auf eine reflektierte, nuancierte Weise. Ich würde mir tatsächlich eine Fortsetzung wünschen, da die langfristige Entwicklung der Protagonistin durchaus Potenzial bietet. Unabhängig davon kann ich "Only Margo" all jenen empfehlen, die feministische Literatur schätzen und sich kritisch mit gesellschaftlichen Fehlstellungen auseinandersetzen möchten.