Überraschend tiefsinnig

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ellinorliest Avatar

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Only Margo ist ein sehr unterhaltsames Buch, dass immer wieder voller Überraschungen steckt. Gleichzeitig ist es auch viel tiefsinniger, als man von der bloßen Inhaltsbeschreibung erwarten könnte.
Zu Beginn macht Margo einen ziemlich naiven Eindruck, später wird sie sich selbst als ein bisschen dumm beschreiben. Und mit diesem „sich selbst beschreiben“ sind wir auch schon an einem interessanten Punkt: Rufi Thorpe verwendet für Margo nämlich zwei verschiedene Erzählstimmen. Manche Passagen werden in der dritten, andere dagegen in der ersten Person erzählt. Darauf wird sogar ganz bewusst eingegangen, es erfolgt ein Vergleich mit Gogols Die Nase und ein Abschnitt beginnt mit den Worten: „Nun kommt einer der Abschnitte, die ich in der dritten Person erzählen muss.“
Gut herausgearbeitet ist auch die Position, in der Margo sich befindet. Durch ihre ungewollte Schwangerschaft kann sie nicht studieren (dies wird ihr sogar untersagt); arbeiten kann sie ebenfalls nicht, da ihr die Kinderbetreuung fehlt. Die Arbeit bei OnlyFans wird jedoch als ebenso kritisch gesehen. Dabei werden wunderbar die Heuchelei und die Absurditäten der Gesellschaft deutlich. Das zeigt sich auch beim Doxing: Margo wird beschimpft, viele brechen den Kontakt zu ihr ab. Denjenigen jedoch, die ihre Identität preisgegeben haben und die selbst Kunden auf OnlyFans waren, geschieht nichts.
Im Übrigen war eine meiner liebsten Stellen die D*ck Ratings: Das war einfach zum Schießen, mit welcher Ernsthaftigkeit sie das macht und unglaublich, dass Männer tatsächlich für so etwas zahlen!