Schwierig

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Mir fällt die Rezension von "Opfer" recht schwer. Einerseits schätze ich den Autor Pierre Lemaitre und seine Romane, den mit dem Prix Goncourt gekrönten über zwei Männer im Ersten Weltkrieg, "Wir sehen uns dort oben" sowohl wie den schon mit Thrillerelementen ausgestatteten psychologischen Roman "Drei Tage und ein Leben", sehr. Er kann wirklich sehr gut schreiben und konstruieren. Auch in seinem Thriller "Opfer" spürt man diese Könnerschaft. Die Geschichte um Anne Forestier, die zufälliges Opfer eines brutalen Raubüberfalls auf ein Juweliergeschäft wird und auch danach als Zeugin um ihr Leben fürchten muss, und ihren Lebensgefährten Camile Verhoeven, den ermittelnden Kommissar, der dieses um jeden Preis schützen will, ist spannend aufgearbeitet, mit vielen überraschenden Wendungen und plausibler Handlungsführung. Die Sprache ist prägnant und knapp. Andererseits ist die Schilderung sehr mit Brutalität aufgeladen. Detailreiche Schilderungen der Grausamkeiten sind ja mittlerweile ebenso Standard bei Thrillern wie die Ich-Perspektive von abartigen Verbrechern. Ich mag beides nicht wirklich. So hat das auch mein Lesevergnügen getrübt. Wer mit beidem zurechtkommt, hat bestimmt mehr Freude an diesem Buch.