Spannender Thriller mit expliziter Gewaltdarstellung

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Bo Svernström – Opfer
Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)
Täter oder Opfer?
Nördlich von Stockholm findet ein Bauer einen Mann in seiner Scheune, nackt und brutal gefoltert. Als Kommissar Carl Edson von der Reichsmordkommission mit seinem Team eintrifft, stellen sie schockiert fest, dass der Mann noch lebt. Noch bevor Edson tiefer in die Ermittlungen einsteigen kann, berichtet Reporterin Alexandra Bengtsson über den Fall. Das Opfer, Marco Holst, ist ein Krimineller, er hatte viele Feinde. Persönliche Rache? Ein blutiger Krieg in der Unterwelt? Doch bevor Holst eine Aussage machen kann, stirbt er im Krankenhaus. Als scheinbar wahllos weitere Morde an Kriminellen begangen werden, sucht die Reichsmordkommission fieberhaft nach einem Muster. Bis eine Spur Carl Edson und Alexandra Bengtsson in die Vergangenheit führt, zu äußerst düsteren, gewalttätigen Ereignissen.

Autor (Quelle: Verlagsseite)
Bo Svernström, Jahrgang 1964, promovierte in schwedischer Literatur und arbeitete jahrelang als Journalist für Aftonbladet, eine der größten schwedischen Zeitungen. «Opfer» ist sein Debütroman, der in elf Ländern erscheint. Der Autor lebt mit seiner Familie in Stockholm.

Allgemeines
Titel der schwedischen Originalausgabe: „Offrens offer“, ins Deutsche übersetzt von Ulla Ackermann
Erscheinungstermin: 23.07. 2019 im Rowohlt Taschenbuch Verlag mit 608 Seiten
Gliederung: Drei Teile mit insgesamt 65 Kapiteln
Teilweise Erzählung in der dritten Person aus wechselnden Perspektiven, teilweise Ich-Erzählung des Täters
Handlungsort und -zeit: Stockholm, ein Frühling in der Gegenwart (mit Rückblicken in die Vergangenheit des Mörders)

Inhalt
Carl Edson und seine Kollegen von der Reichsmordkommission bekommen es mit einer ungewöhnlichen Mordserie zu tun. Die Opfer werden auf ebenso brutale wie auch originelle Weise geradezu zu Tode gefoltert, das Vorgehen ist nicht in jedem Fall dasselbe. Der gemeinsame Nenner der Fälle besteht darin, dass es sich bei allen Opfern um Kriminelle handelt, die offenbar nach Ansicht des Täters bei der schwedischen Justiz zu milde davongekommen sind.
Die ehrgeizige Reporterin Alexandra Bengtsson, die beim Aftonbladet angestellt ist, hält engen Kontakt zur Polizei, sie möchte sich mit der Berichterstattung über die aufsehenerregenden Morde unbedingt profilieren – vielleicht auch als Ausgleich zu ihrem Privatleben, das nicht so konfliktfrei verläuft wie ihre berufliche Karriere.

Beurteilung
Der Thriller „Opfer“ ist in drei Hauptteile gegliedert, im ersten und dritten Teil wird die Handlung als Erzählung in der dritten Person, hauptsächlich aus den Perspektiven Carl Edsons und Alexandra Bengtssons, vermittelt. Im zweiten Teil gibt der Täter als Ich-Erzähler einen Einblick in sein Tun und auch in seine persönliche Vergangenheit, die gewissermaßen als Schlüssel für den gegenwärtigen psychischen Zustand verstanden werden kann. Alle drei Teile sind in ihren Schilderungen sehr explizit, Folter und Tötung werden in ihrer Brutalität anschaulich geschildert, wobei diese Schilderungen jedoch kein Selbstzweck, sondern in diesem Kontext durchaus sinnvoll sind. Dennoch sollten sich sensible Leser, die eher ruhige Krimis bevorzugen, gut überlegen, ob sie dieses Buch lesen möchten.
Die Handlung ist wendungsreich und wartet gegen Ende mit einer gelungenen Überraschung auf, das Verwirrspiel der letzten Abschnitte mutet jedoch nicht vollkommen glaubwürdig an.
Durch die durchgängig hohe Spannung und den anschaulichen Erzählstil übt die Lektüre auf den (abgebrühten) Leser eine große Faszination aus. Da besonders im mittleren Teil Jugenderinnerungen des Täters direkt ohne spezielle graphische Kennzeichnung in die fortlaufende Erzählung eingeflochten sind, bedarf es der besonderen Aufmerksamkeit des Lesers, um die Orientierung zu behalten.
Der Charakter der Protagonistin Alexandra ist sehr gründlich ausgearbeitet, die zweite Hauptfigur, Carl Edson, verblasst daneben ein wenig.

Fazit
Ein hochspannendes, fesselndes Debüt, allerdings mit expliziten Gewaltdarstellungen und deshalb vor allem für weniger sensible Liebhaber „härterer“ Thriller geeignet!